Für heute ist in ganz Südtirol schlechtestes Wetter angekündigt. Von daher entschlossen wir uns, den Tag in Brixen „auszusitzen“. Zumal am Stilfser Joch, unser nächstes Ziel, auch Schnee angesagt ist.
Nachdem wir den Vormittag mit Tourplanung, Klamottentaschen sortieren und Tüddelkram verbracht haben, ging es zu Mittag in die Altstadt von Brixen. Ein wenig überraschten uns doch die Menschenmassen, Restaurants und Cafés waren proppevoll und in den Gassen tummelten sich die Besucher. Aber für uns gab es noch ein Plätzchen.
Zunächst bummelten wir durch die Straßen der Altstadt. Später ging es am Fluss Eisack, dem zweitlängsten Fluss Südtirols, ins ca. 3,5 km entfernte Kloster Neustift. Das Kloster ist in der Region schon ein Muss und hat auch ein paar Besonderheiten zu bieten. Das Stift wurde 1142 gegründet und entwickelte sich schnell zum religiösen und kulturellen Zentrum in der Region. Es folgte den Regeln des Heiligen Augustinus, einem Bischof und Kirchenlehrer aus dem 4. Jahrh. Sein Spruch „In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst“ ist das Leitmotiv des Klosters.
Schon aus der Ferne fällt die Engelsburg auf, die den Eingang zum Kloster dominiert. Sie wurde um 1200 als Pilgerhospitz gebaut, wurde aber im 15. Jahrh. als Schutz gegen mögliche Angriffe der Osmanen burgähnlich befestigt.
In der Mitte des Stiftshofs fällt einem sofort der „Wunderbrunnen“ auf. Es ist ein achteckiger Pavillon mit den sieben Weltwundern als Wandmalerei. Als „achtes Weltwunder“ hat der Maler das Kloster selbst dargestellt.
Der Weg zur Stiftskirche führt durch einen 1370 errichteten Kreuzgang, der mit gotischen Fresken geschmückt ist. Beeindruckend ist die Stiftsbasilika. Der ursprünglich romanische Bau wurde 1734 als farbenfroher und lichter Sakralbau im Stil des Rokoko gestaltet. Wenn man noch die schlichten Kirchen des frühen Christentums in Sofia oder die mit Mosaiken dezent gestalteten Kirchen in Ravenna in Erinnerung hat, erschlägt einen die Farbenpracht, die Menge der Putten (sollen über 365 sein) und die goldenen Schnörkel in dem Kirchenschiff. Unser Audioguide spricht von einer gelungenen Komposition mit den Elementen des ausgehenden Barocks. Naja, ich finde es etwas zuviel, aber sie heben das Kloster hervor.
Im Stiftsmuseum findet sich eine sehr gut arrangierte und beeindruckende Ausstellung von Kunstschätzen aus verschiedenen Epochen des Klosters. Unser Gang endete mit dem Gang durch die Stiftsbibliothek, die 1770 gestaltet wurde.
Sie umfasst mehr als 20.000 Bücher aus dem 17./18. Jahrh., wobei in den Archiven noch rund 75.000 Bücher stehen. Am Ausgang gibt es noch ein chinesisches Kabinett, welches erst 2021 freigelegt wurde und Wandmalereien aus 1775/80 enthält. Es werden hier chinesische Alltagsszenen gezeigt, die das Interesse der damaligen Zeit an China widerspiegelt.
Für eine Besonderheit zeichnet sich das Kloster noch aus, die Weinkultur seit 1142. Damit ist das Kloster eine der ältesten Weinkellereien der Welt. War die Weinkellerei früher für den Eigenbedarf 🤪, so ist sie heute ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für das Kloster.
In der Zwischenzeit zogen auch die ersten Regenschauer durchs Tal. Zurück in Brixen stärkten wir uns noch für unseren „Berganstieg“, der uns diesmal schon leichter fiel 😁.
Morgen geht’s dann weiter nach Prad und Freitag wollten wir dann eine Tagestour übers Stilfser Joch machen. Mal schauen ob unser Plan aufgeht 😉.
Dann wünsche ich euch gutes Gelingen bei dem Vorhaben, dann kann Birgitt wieder ruhig schlafen. 😜 Hoffentlich braucht ihr keine Spikes. 😉