Da sich alle Pläne in 2020 für eine längere Tour durch Europas Südosten aufgrund der Corona-Pandemie sehr schnell in Luft auflösten, reichte es aber noch für eine kleine Tour durch Deutschland. Mich interessierten schon immer Deutschlands Ferienstraßen und so fiel unsere Wahl auf die Deutsche Limes-Straße. Reichlich Informationsmaterial inkl. GPS-Daten findet sich hier. So packten wir unser übliches Tour-Equipment zusammen und machten uns am 28.07.20 mit unserem Sohn Laurids auf den Weg.
Als Startpunkt für den Einstieg in die Limes-Straße wählten wir Bad Hönningen am Rhein. Für die Anfahrt ging es auf Land- und Bundestraßen westlich Richtung Bremen, dann durch die norddeutsche Tiefebene in den Teutoburger Wald. Im Münsterland für die erste Übernachtung erst einmal zu einem CP in Bad Sassendorf. Die Zeltwiese war zwischen der Landstraße und dem eigentlichen Platz gequetscht und hatte den Charakter eines Stoppelackers. Der Kurort lud zu einem Bummel ein und war vom CP zu Fuß zu erreichen. Im sehr gepflegten Kurpark des Moor- und Sole-Heilbades fiel ein (neues) Gradierwerk auf.
Am nächsten Tag weiter durchs Sauerland bis Bad Hönningen. Die kurvenreichen Strecken im Sauerland hatten natürlich ihren Charme. Vorbei am Biggestausee, dann westlich von Windeck ging es Richtung Rhein. Bei sonnigem Wetter gönnten wir uns in Bad Hönningen eine Kaffeepause mit Blick auf den Rhein.
In Hillscheid, in einer schmalen Nebenstraße, kamen wir den Römer so langsam in Form eines Limesturm auf die Spur. Natürlich ein Nachbau, aber so sollen sie überall an dem Grenzwall gestanden haben.
In Fachbach, nahe Bad Ems, fanden wir auf dem CP Beachclub an der Lahn eine Bleibe für die Nacht. Von der terrassierten Ebene, auf der unsere Zelte standen, hatten wir einen schönen Blick auf die Lahn. Im CP-Restaurant überraschte uns der sehr schmackhafte Burger 😋.
Am nächsten Tag ging die Limes-Straße am Großen Feldberg vorbei. Natürlich ist ein Abstecher auf den Berg obligatorisch.
Nächster Stopp war das Römerkastell Saalburg (siehe Titelbild), welches komplett wieder hergestellt wurde und so einen plastischen Eindruck vermittelte wie sich das Leben in der Grenzregion abspielte. Eine Ausstellung im Kastell zeigt insbesondere sehr detailreich das tägliche Leben der Menschen und mit welchen Werkzeugen damals die Handwerker den Anforderungen gerecht wurden. Teilweise finden sich einige Werkzeuge im Bereich Zimmermann oder Steinmetz noch in heutigen Werkzeugkisten.
Wir folgten dem Lauf der Limes-Straße, mussten aber feststellen, rund um den Einzugsbereich von Frankfurt, führte der Weg immer wieder über Bundesstraßen und auf denen war der Straßenverkehr einfach nur nervig. Am nördlichsten Punkt der Limes-Straße, nahe dem Kloster Arnsburg schwenkten wir weiter ostwärts in Richtung Schotten. Hier führte unser Weg in Schotten auf der B276 am Falltorhaus vorbei, quasi einer Institution in der Motorradwelt, die wir schon aus dem 80-ziger Jahren kennen. Leider war der Motorradtreff an dem Tag geschlossen.
Am Nidda-Stausee in den nördlichen Ausläufern des Spessart fanden wir einen CP, der noch eine Ecke für uns frei hatte. Allerdings hatten wir als Zeltnachbarn ein paar ältere Jungs, die sich durch uns an ihre alten „Rockerzeiten“ erinnerten und im Bierrausch in den einen oder anderen Udo-Lindenberg-Song bis in den späten Abend einstimmten.
Am nächsten Tag schwenkte die Limes-Straße südwärts und steuerte auf die Schwäbische Alp zu. In Zweiflingen, ca. 20 km nordwestlich von Schwäbisch Hall, fuhren wir einen sog. Limesblick an. Er sollte eine Übersicht geben, wie der Limes sich durch die Landschaft schlängelte. Der Aussichtspunkt ist zugänglich gestaltet, aber es braucht doch ein wenig Phantasie sich beim Blick über die Felder und Wiesen einen Limeswall vorzustellen.
Südlich von Schwäbisch Hall blieben wir auf einem kleinen CP, dem Schurrenhof, hängen. Sehr freundlicher Empfang, unkomplizierte Registrierung, schöne Zeltwiese, Sanitär einfach aber in Ordnung und Restaurant mit schlichter Karte, aber nettes Personal. Wir beschlossen zwei Nächte auf dem ruhigen Platz zu bleiben und die Gegend zu erkunden.
Am nächsten Tag machten wir eine Tour südwestlich durch die Alp bis Bad Urach. Birgitt zog es noch bis zum Neckar um einen Bekannten zu treffen. Am Abend verbreitete der sternenklare Himmel noch ein wenig romantische Stimmung.
Unser Weg ging weiter Richtung Osten. Als nächstes Ziel der Limes-Straße stand das Limestor Dalkingen auf dem Programm. Allerdings war die Zuwegung für motorisierte Verkehrsmittel gesperrt und die Lust auf einen Fußmarsch in Motorradbotten hielt sich bei uns in Grenzen. Weiter nach ging es nach Dinkelsbühl für einen Mittagssnack. In der hübschen Altstadt, direkt am Münster, im Café am Münster stärkten wir uns für die nächsten Kilometer. Allerdings aus Dinkelsbühl heraus verzweifelte ich ein wenig an den Umleitungen 😡.
Das Wetter zeigte sich leider zunehmend von der wechselhaften Seite. Ab Gunzenhausen bewegten wir uns im Altmühltal und das vereinzelte Tröpfeln ging immer mehr in Regen über. In der Nähe von Beilngries an der Altmühl fanden wir einen CP, der aber auch sehr gut belegt war. Naja, war halt Wochenende. Wir bekamen noch ein Plätzchen und konnten in einer Regenpause unsere Zelte aufbauen. Aber der Boden war schon mächtig durch den Regen der letzten Tage aufgeweicht.
Die Wetteraussichten Richtung Passau waren für die nächsten Tage mehr als düster. Daher entschlossen wir uns, den Rest der Limes-Straße „links liegen zu lassen“ und fuhren westwärts zurück in die Schwäbische Alp. Das Wetter war auf der Fahrt sehr durchwachsen und am Nachmittag erwischte uns in der Nähe von Gaildorf noch so ein richtiger Starkregen. Ein kleines Haltestellen-Häuschen diente als Unterschlupf.
In Bad Liebenzell an der Nagold haben wir uns einen CP gesucht. Der CP war soweit in Ordnung, aber dass sich die Zeltwiese in der letzten gammeligen Ecke des Platzes befindet, direkt neben der Bundesstraße, nervt schon ein wenig. Der Weg in den Ort und damit zur nächsten Pizzeria war allerdings überschaubar.
Am nächsten Tag, bei sonnigem Wetter, ging es bei Freudenstadt durch den Schwarzwald. Bei Loßberg legten wir an dem Vogteiturm noch einen Halt ein und krabbelten die 172 Stufen (35 m) auf den Turm, der uns einen fantastischen Blick über den Schwarzwald bot. Auf einem Teil der „berüchtigten“ B500 kurvten wir weiter durch den Schwarzwald und überquerten bei Rheinau den Rhein. Wir tingelten einige Kilometer durch Frankreich Richtung Pfälzer Wald. In Dahn fanden wir auf dem CP „Büttelwoog“ eine Bleibe für die Nacht mit Blick auf das Dahner Felsenland, einer Bundsandsteinformationen, die als Kletter- und Wandergebiet sehr bekannt ist. Wahrzeichen der Stadt ist der Felsen „Jungfernsprung“. Die Sage dazu findet sich hier 😉.
Wenn man schon mal in der Gegend ist, so ist es bis zur Eifel auch nicht mehr so weit. Außerdem wollte uns Laurids etwas über die Maare in der Eifel erzählen. Also durch die Pfalz über den Hunsrück, mitten durch Idar-Oberstein bis zum Pulvermaar. Auf dem Weg über die Mosel wollte ich unbedingt über die Hochmoselbrücke im Zuge der B50 fahren. Den Bau der Brücke hatte ich auf einer Tour 2015 sehen können und dachte mir, muss doch was sein mal darüber zu fahren. Die Fahrt auf der Brücke war eher ernüchternd, da durch die hohen Geländer nichts von der Landschaft und der Mosel zu sehen war.
Der CP am Pulvermaar war dann doch eine Nummer für sich. Die Zeltwiese mal wieder am äußersten Rand des Platzes und direkt neben der Landstraße (also wie so oft), aber der Knaller war der Typ an der Rezeption. Alleine werkelte er an der Rezeption, in dem Café und in dem eigentlich geschlossenem Restaurant herum und war damit völlig überfordert. Nach einer halben Stunde hatte ich uns angemeldet, aber keine Coins für die Dusche 🤣. Naja, hat sich alles noch geregelt. Birgitt ist nochmal los um was Essbares zu organisieren (Restaurant heute ja zu). So gestaltete sich der Abend bei kalter Küche doch noch recht nett.
Am nächsten Tag ging es weiter durch die Eifel Richtung Rhein. Südlich an der Hohe Acht vorbei nach Linz. Dort überquerten wir mit einer Fähre den Rhein. Immer wieder erfreulich so eine Fährfahrt. Im Sauerland suchten wir uns am Biggestausee einen CP. Der Campingplatz Hof Biggen ist eine große Anlage, mehr eine Dauercamping-Oase, hat aber auf einem Hügel eine sehr schöne Campingwiese mit einem weiten Blick über die Landschaft.
Für Freitag ging es zu einer Rundtour in östlicher Richtung durchs Sauerland. Einmal durch Winterberg, dann zum Kahlen Asten, an dem ein Halt obligatorisch war. Das Sauerland bietet immer wieder schöne Strecken, die zum entspannten Bummeln oder zum flotten Kurven flitzen einladen.
Durch das bevorstehende Wochenende hatte sich über den Tag die Zeltwiese am CP beachtlich gefüllt, so dass sich eine fast südländische Atmosphäre auf dem Platz entwickelte: spielende Kinder, überall Gespräche und Lachen, vereinzelte Grillfeuer und irgendwo wurde Gitarre gespielt. Bei einem klarem Himmel wurde uns noch ein eindrucksvoller Sternenhimmel geboten.
Am nächsten Tag ging es Richtung Heimat. Östlich am Möhnesee vorbei ließen wir das Sauerland hinter uns. Durchs Münsterland ging es westlich von Bielefeld in den Teutoburger Wald. Dann durch die norddeutsche Tiefebene, östlich am Dümmer vorbei bis Vechta. Westlich vor Bremen spulten wir uns auf die A1 ein und erreichten mit flotter Fahrt unser Zuhause.
Zusammengefasst waren die 12 Tage (28.07. – 08.08.2020) recht abwechslungsreich und haben uns als Familie viel Spaß gemacht. Auf den mehr als 3.300 km durch die deutschen Lande fielen uns die vielen Geschwindigkeitsbeschränkungen auf, manchmal an einsamen Nebenstrecken, wo man sich fragt, was soll hier ein 60 km/h-Schild. Auch die Protestschilder gegen Lärm durch Motorräder auf Nebenstraßen in der norddeutschen Tiefebene riefen ein wenig Verwunderung hervor (war nun nicht die B500 im Schwarzwald).
Irgendwie hatten wir den Eindruck, es wird im Straßenverkehr alles immer mehr geregelt. Warum steht vor einem leicht kurvigen Abschnitt einer Landstraße ein 70 km/h-Schild? Sind heutige „Fahrzeugführer“ nicht mehr in der Lage ihre Geschwindigkeit dem Straßenverlauf anzupassen. Aber vielleicht sind es nur abschweifende Gedanken, wenn man im Sommer durch ein Land fährt, welches gerade tief Luft holt um in der Corona-Pandemie den langen Weg zu schaffen.