Die wilde Máni

Heute Tagesausflug in eine sehr interessante Gegend. Eine Tour rund um die Máni, den mittleren Finger der Peloponnes, steht an. Diese karge und wilde Gegend ist seit jeher mit ihrer Unwegsamkeit ein Rückzugsgebiet für Menschen, auf der Flucht vor fremden Eroberern … allerdings auch für Piraten. Die Landschaft ist geprägt vom bis zu 2400m hohen Taygetos-Gebirge und den schroffen Küsten.

Küstenstrasse
Küstenstrasse

Wir fahren auf der 39 südwärts, erstmal tanken, für 2,42 €/l nicht grade ein Schnäppchen, denn die Benzinpreise hier gehen durch die Decke 😬. Dann biegen wir ab in Richtung Skoutari. Die Strasse entlang der Küste ist einfach in den Hang geschnitten.

Dann tauchen die ersten Wehrtürme und Wehrdörfer auf. Fast auf jeder Anhöhe oder jedem Vorsprung steht ein Haus, welches einer kleinen Festung ähnelt. Die Meisten sind nicht mehr bewohnt und nur Ruinen, aber sie lassen erahnen, wie es früher hier zuging. Der unabhängige Menschenschlag, der sich hier über die Jahrhunderte entwickelt hat, war untereinander total zerstritten. Die Clans und Familien bekriegten sich ständig. Diese Blutrachefehden und Vendetten forderten viele Opfer. Erklärte eine Familie einer anderen „den Krieg“, war das Ziel möglichst alle Mitglieder der feindlichen Familie umzubringen. Frauen und Kinder wurden nicht erschossen, unterstützten aber. Die Männer verschanzten sich in den Wehrtürmen und dann ging es los mit Pistolen, Gewehren und Kanonen. Eine Fehde endete erst mit der Auslöschung des gegnerischen Clans oder dessen Flucht.

Die längste Fehde dauerte über 40 Jahre und forderte mehr als 200 Opfer. Es gab die Möglichkeit eine sog. Treva auszurufen, eine Waffenruhe, z.B. für Beerdigungen und Ernten. Diese Möglichkeit wurde genutzt und im Jahr 1821 wurde eine Treva ausgerufen, die es ermöglichte, dass Petros Mavromichalis mit den vereinten Clans in den Krieg gegen die Türken zog.

Interessant ist auch die Mirologia. Das sind traditionelle Totengesänge, bei denen das Leben des Verstorbenen vor den Trauernden vorgetragen wird. Archäologen gehen davon aus, das schon die Totengesänge der Spartaner und die Gebete im Orakel Kap Tenaro ähnlich klangen.

Die zunächst gut ausgebaute Strasse (außerhalb der Ortschaften) schlängelt sich die Küste entlang, in den Orten wird sie holprig und eng. Dort windet sie sich durch enge Passagen zwischen den Häusern, um Ecken und sogar Kehren. Dann biegen wir ab auf die Stichstrasse in Richtung Kap Ténaro. Die ist ziemlich schmal und hat einige spitze Abbiegungen 😬.

Die letzten 2 km zum Kap müssen wir zu Fuß zurücklegen, … also ziehen wir uns um, denn dafür ist leichte Bekleidung angesagt. Die Temperatur liegt bei knapp 30 Grad. Der Pfad ist recht steinig, also nix für Badelatschen. Trotzdem kommen uns immer wieder Menschen in grade solchen entgegen 🤦‍♀️. Auf dem Weg gibt es schöne Aussichten auf türkisblaues Wasser, Felsen und Schmetterlinge.

Der kleine Leuchtturm am Ende ist ganz nett und wir genießen den frischen Wind, immerhin stehen wir auf dem südlichsten Punkt des griechischen Festlands, dem zweitsüdlichsten Punkt des europäischen Festlands und südlicher als Tunis 😉.

Poseidon-Tempel
Poseidon-Tempel

Auf dem Rückweg machen wir noch einen Abstecher zu dem kleinen Poseidon-Tempel, in dem das Orakel von Ténaro seine Weissagungen abhielt.
Als wir versuchten in der Taverne am Parkplatz einen Snack zu bekommen, wurden wir in den Barbereich verwiesen, dort gäbe es Toasts u.ä., … gab es aber nicht. Sehr merkwürdige Geschäftspraktik, da beides zum gleichen Lokal gehörte.

Dann eben nichts zu essen …

Der Rückweg auf dem anderen Teil der Ringstrasse war eher unspektakulär, genauso, wie der zwischenzeitliche Aufenthalt bei den Zelten. Jetzt allerdings sitzen wir wieder auf der gleichen Terrasse wie gestern Abend, haben alle ein ausgezeichnet gewürztes Bifteki genossen und nun gibt es als Nachtisch Wassermelone 😋😁😍.

2 Kommentare zu “Die wilde Máni

  1. Wie gehts denn inzwischen dem Zelt – ging es vernünftig zu reparieren?
    Ich verfolge weiter regelmäßig eure Berichte und sende Grüße an die Reisegruppe.
    Thorsten

    1. Also die Zeltreparatur hält den bisherigen Anforderungen stand. Und falls es mal zu heftigen Regengüssen mit kräftigen Winden kommt, dann vertrauen wir mal auf die griechischen Götter 😆.

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