Ein Bummel durch Sofia

Nachdem wir gestern ein wenig Sofias Stadtluft schnuppern konnten, war heute volles Programm angesagt. 

Die Hauptstadt Bulgariens ist eine wahre Metropole des Landes. Von denn 6,5 Mio. Einwohner des Landes leben mehr als 1,2 Mio. Menschen in der Stadt, d.h. grob jeder fünfte Bulgare lebt in Sofia. Mal umgerechnet auf Deutschland würde es bedeuten, in Berlin leben mehr als 16 Mio. Menschen.

Die Geschichte der Stadt geht bis auf die Steinzeit zurück, seit der die Region kontinuierlich besiedelt ist. Damit ist Sofia eine der ältesten Städte Europas. Und nicht nur das, sie ist auch mit ihren knapp 600 Höhenmeter eine der höchst gelegenen Hauptstädte Europas (nur Madrid und Andorra liegen höher).

Nach einem kleinen Frühstück starteten wir zu unserem historischen Rundgang durch Sofias Innenstadt. Unsere erste Station war der sog. Frauenmarkt. Es ein Strassenmarkt mit gut 600 Meter Länge, mit unzähligen Obst- und Gemüseständen. Beeindruckt haben uns die Unmengen an Kirschen, die angeboten wurden, das Kilo für 1,- Euro. 

Daneben, in den umliegenden Straßen, gab es unzählige kleine Läden, manche nicht größer als 3 qm, die vollgestopft sind mit Dingen des täglichen Lebens. Dabei gab es auch Schwerpunkte in  den Straßen. Mal sind es Barbershops, dann Läden mit Autoteilen (unglaublich, was die Händler auf diese kleinen Flächen untergebracht haben und vor allen Dingen wie sie die Teile wiederfinden 👀),… und als nächstes kommen dann Schuhläden, Klamotten, und, und, …

Viele der Nebenstraßen haben Kopfsteinpflaster und mitunter noch Straßenbahnschienen, also eine Kombination, die Motorradfahrer „lieben“ 🤪. Was aber auffällt sind die vielen Bäume in den Straßen. Bei Sonne natürlich ideal (Mittags hatten wir schon 30°).

Wir hatten für Sofia jede Menge von Rollerfahrern erwartet, so wie sie in fast allen südlichen Städten zu finden sind, aber wir haben keine gesehen. Es wird ein Mysterium bleiben 😉. 

Für uns ging es als nächstes in die Sofioter Synagoge. Sie wurde 1905 gebaut und ist die größte Synagoge Europas. In der Straße war Polizeipräsenz zu sehen und der Zugang war mit schweren Eisentoren inkl. Personalkontrolle geschützt. Das außergewöhnliche Innere der Synagoge beeindruckt, aber als Westeuropäer standen wir den ganzen Texten und Schriften in kyrillisch oder hebräischer Schrift etwas verloren gegenüber 🤔. 

Als Kontrast ging es ein paar Meter weiter auf der anderen Straßenseite in Banja-Baschi-Moschee. Sie wurde 1566/67 in der Zeit der osmanischen Herrschaft erbaut und ist eines der bedeutendsten Bauwerke in Sofia. Sie ist eine der ältesten Moscheen in Europa. Also Schuhe ausgezogen und rein. Ich empfinde Moscheen immer als sehr schlicht. Es ist ein großer Raum, ohne jegliche Möbel, viel Teppich und natürlich gemalte Koranverse an den Wänden und Decken. 

Gleich neben der Moschee ist das zentrales Mineralbad Sofias, heute ist es ein Museum. Schon zur Römerzeit war hier eine 46° warme Thermalquelle bekannt. Bekannt ist, das seit dem 16. Jahrh. an der Stelle ein öffentliches türkisches Bad (Haman) stand. 1913 wurde das stark verfallene Bad durch das heutige Mineralbad ersetzt. Bis 1988 war der wöchentliche Besuch des Bades ein Lieblingsritual der Sofioter. Das Bad verlor an Bedeutung, da immer mehr Wohnungen in der Stadt mit fließend warmen Wasser versorgt wurden. 

Das nächste Highlight war die „Rotunde des heiligen George“. Die Ursprünge dieser frühchristlichen Kirche gehen zurück ins 4. Jahrh. n. Chr. Und wurde von den Römer (wem sonst 😉) erbaut. Mit dem römischen Kaiser Konstantin der Große (270-337) entwickelte sich das Christentum im römischen Reich zur vorherrschenden Religion. Als Folge wurden überall christliche Kirchen gebaut, so auch die Rotunde (so heißt ein Bau mit einem kreisförmigen Grundriss). Vom 10. bis zum 14. Jahrh. wurden auf insgesamt 4 Schichten Fresken aufgetragen, für die heute die Kirche berühmt ist. Die Kirche wird als das älteste Gebäude Sofias betrachtet. Es ist eingerahmt von einem Hotel und einem Regierungsgebäude und liegt einige Meter tiefer als das heute Stadtniveau. Leider war in der Kirche fotografieren strengstens verboten.

Vor der nächsten Besichtigung stärkten wir uns in einem netten Bistro mit sehr leckerer Minz-Limonade (bei den Temperaturen ein Genuss).

Nächster Halt war die Kathedrale Sweta Nedelja, dem Sitz des Erzbischofs der bulgarisch-orthodoxen Kirche. Eindrucksvolle Kirche, deren Ursprünge im Mittelalter  liegen. Sie wurde mehrfach zerstört und hat ihre heutige Architektur im 19. Jahrh. erhalten. Gegen Gebühr durfte man auch fotografieren.

Aber mit Kirchen sollte nicht Schluss sein. Als nächstes ging es zum Wahrzeichen Sofias, der Alexander-Newski-Kathedrale. Es ist eine Patriarchalkathedrale (sowas wie eine Papstkirche) der orthodoxen Kirche. Der Bau begann 1882, aber erst 1912 fertiggestellt. Sie wurde in Erinnerung an Zar Alexander II. und der russischen Soldaten errichtet, die bei der Befreiung Bulgariens 1878 von der osmanischen Herrschaft starben. Es ist schon ein prunkvoller Bau und die insgesamt fünf Kirchenschiffe sind vollgestopft mit Gold, Fresken, Marmor und kostbares Schnitzwerk. Auch hier konnte gegen Gebühr (10 Lew = 5 Euro) fotografiert werden. Ein sehr eifriger Kirchendiener kontrollierte es akribisch.

Zum Schluß ging es noch in die Sophienkirche, die hatten wir eigentlich garnicht auf dem Schirm, doch sie liegt gleich neben der Alexander-Newski-Kathedrale, sodass wir quasi über sie gestolpert sind. Ebenfalls eine orthodoxe Kirche, aber eine der ältesten Kirchenbauten Europas. Der erste Bau geht auf das Jahr 313 (garantierte Religionsfreiheit im römischen Reich) zurück, wurde mehrmals durch Angriffe der Goten und der Hunnen schwer beschädigt. Das heutige Gebäude, der vierte Bau, stammt aus dem 6. Jahrh. und ist komplett aus Ziegelsteinen gebaut. Spannend war aber das archäologische Museum unter der Kirche. In bis zu 4,5 Meter Tiefe gab es Reste der ersten Kirchen zu sehen und eine Nekropole aus den Anfängen des Christentums. Einzelne Kammern der Begräbnisstätte waren mit Fresken verziert, die heute noch zu sehen sind. Auch Mosaikböden der ersten Kirchen gab es zu bestaunen. Es war ein wenig wie Abtauchen in die Geschichte des römischen Reichs und dem frühen Christentum (das Highlight des Tages 😊, findet Birgitt).

Nach soviel Kirchen und Geschichte war der Kopf voll und es ging zum Hotel zurück. Was immer wieder in Straßen und Parks auffällt sind jede Menge Skulpturen. Mal Personen gewidmet, manchmal ist es unklar, was sie bedeuten.

Und mein Favorit sind die Straßenbahnen. Von einfach und sehr alt bis modern und schnittig fährt hier alles auf den Schienen.

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