Fazit der Pässetour

In diesem Beitrag wollen wir ein paar Anmerkungen zu der Tour machen. Es sind Punkte über die wir selber immer wieder auf der Reise gesprochen haben.

Pässe Marathon

Am Ende sind es von 101 geplanten Pässen 86 Pässe geworden. In den 44 Tagen sind wir 9.788 km gefahren. In der Rangliste des Pässemarathons liegen wir noch in den Top20 von 172 Startern.

ATPM 2021 Logo
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Als wir die Tour geplant haben, fanden wir den Gedanken sehr ansprechend, quasi durch die Pässe-Liste als roter Faden durch die Länder des Alpenraums “gelotst” zu werden. Die fixen Wegpunkte der Route lagen fest und dazwischen konnten wir unsere Tour frei legen.

An die Euphorie der ersten Tage trat nach einiger Zeit eine gewisse Ernüchterung. Eine Reihe von Pässen waren Stichstraßen, die nicht unbedingt unser Fall sind. Einige Zielpunkte hatten auch den Charme einer Bushaltestelle oder wirkten schon etwas öde. Einige Schotterpisten entpuppten sich für Tourenmaschinen (gut beladen mit Campingutensilien) als schwer befahrbar und bargen das Risiko, aufgrund eingeschränkter Bodenfreiheit (Birgitts ist noch tiefer gelegt) unserer Maschinen, aufzusetzen und ggf. die Auspuffanlage zu beschädigen. Erschwerend kamen für uns die Tiefdruckgebiete hinzu, die immer wieder durch den Alpenraum zogen und damit ist das Gekurve durch schmalste Passstraßen nur begrenzt spaßig.

Unser Respekt gilt schon den Planers dieser Pässetour. Es steckt eine Menge Arbeit darin solch eine Tour zu planen und die Abläufe drum herum zu organisieren. Und natürlich gab es auch für uns eine Reihe von Ecken, die wir wahrscheinlich ohne diese Pässeliste nie angefahren währen. Hie und da fand sich schon ein Kleinod. Im Kern blieb für uns aber hängen, solch eine Tour fährt man besser mit einer Enduro-Maschine als mit einem „Adventure-Sport-Bike“.

Vielleicht war auch der Anspruch, die Pässe in gut sechs Wochen abzufahren, etwas zu ambitioniert. Das Reisen blieb doch auf der Strecke, so dass es mehr ein Abarbeiten der Liste war. Allerdings möchte man aus Norddeutschland auch nicht x-mal in der Saison die Anreise in die Alpenregion (und damit auch immer eine Rückfahrt) absolvieren, um dann die Pässe mit gebührender Aufmerksamkeit zu befahren.

Für uns war es eine interessante Erfahrung und wir werden auch die nächsten Pässe-Marathons verfolgen, aber werden sie nicht mehr mitfahren.

Für Interessierte möchte ich aber schon auf die gut gepflegte Liste der europäischen Pässe in dem Pässeportal verweisen. Es enthält detaillierte Informationen über jede Menge Pässe und Bergstraßen aus aktuell 14 Ländern aus Europa. Rein schauen lohnt sich auf jeden Fall.

Das Ergebnis des Pässemarathons wurde in dem Alpentourer-Magazin in der Ausgabe 01/2022 veröffentlich. Wir Vier haben es unter die Top 100 geschafft (siehe hier).

Campingplätze

Camping mit Freunden 😉
Camping mit Freunden 😉

Wir sind durch neun Länder getourt und haben dabei sehr unterschiedliche Campingplätze, wenn man so will, in kompakter Reihenfolge kennen gelernt. Das Spektrum reicht dabei von perfekt organisiertem Platz mit gut ausgestatteten Supermarkt, gepflegter Bar und Restaurant, vielen Attraktionen und modernem Sanitärbereich bis zu schlichten Plätzen mit minimalster Ausstattung. Die Ausrichtung der CPs in Richtung “Glamping” ist nicht zu übersehen. Wer mehr wissen möchte schau mal hier. Auch die Klima-Diskussion findet sich zunehmend in der Camping-Welt. Exemplarisch sei der Platz Alpencamp erwähnt, der sich mit anderen CPs der nachhaltigen, ökologischen Campingwirtschaft verschrieben hat.

Uns persönlich haben die kleinen, häufig einfachen Plätze mit ihrer Unkompliziertheit immer wieder gefallen. So gibt es problemlos ein Tablet um das Ankerbier oder den morgendlichen Cappuccino mit zum Zelt zu nehmen. Oder nach einer freundlichen Begrüßung wird erst einmal das Zelt auf der Wiese aufgestellt und anschließend werden erst die Formalien geklärt. Vielleicht ist es auch der Eindruck, mit einem Zelt landet man nicht in der letzten Ecke des CPs, sondern auf einer gepflegten und zentral gelegenen Zeltwiese.

Reifen

Pirelli Angel GT2
Pirelli Angel GT2

Die letzten Jahre fuhren auf Pirelli Angel GT und waren mit Laufleistung (gut über 10.000 km), Haftung und Stabilität sehr zufrieden. Für diese Tour wechselten wir auf den Nachfolger, Angel GT 2. Die Laufleistung und Haftung ist vergleichbar, wenn nicht ein Tick besser. Aber von der Stabilität hatten wir uns mehr erhofft. Auf den letzten 30% des Profils wurde der Reifen zunehmend instabiler. Folgte jeder Rille auf der Fahrbahn oder bei sehr unebenen Straßen kippte die ganze Chose schon mal leicht zur Seite. Klar, unsere Maschinen sind gut beladen, schätze mal das zulässige Gesamtgewicht ist erreicht, aber vom Vorläufer kannten wir dieses Verhalten nicht.

In der Vergangenheit sind wir immer mit unserem BMW Navi V gefahren. Hat immer funktioniert, wenn auch manchmal das Routing Eigenarten aufwies, die ein gesunder Navi-Verstand nicht erklären konnte 😉. Ein großer Vorteil des Navis ist die Zoom-Funktion über das Stellrad am linken Lenkergriff. Damit ist eine schnelle Detailsicht wie auch eine grobe Übersicht durch Drehen am Stellrad superschnell machbar, ohne auf einem Display mit dicken Mopedhandschuhen rumzufummeln.

Calimoto App
Calimoto App

Diesmal habe ich zusätzlich die Navi-App CaliMoto auf meinem iPhone 8 genutzt. Als Halterung diente von SP-Connect deren Halterungsset, bestehend aus Moto Mount Pro, Anti Vibration Module und dem Wireless Charging Module. Die induktive Stromversorgung des iPhone ist schon sehr praktisch, da kein Kabel am Smartphone rumhängt, welches man mal gern vergisst, wenn man das Handy abnimmt und dann die ganze Stromversorgung aus der Bordsteckdose reißt 😠. Und eine Stromversorgung muss sein, denn der Smartphone-Akku wird schon arg beansprucht. Die Helligkeit geht automatisch auf Maximum, die Routing-Berechnung und die Positionsbestimmung über GPS und Mobilfunk knappern gut am Akku.

Die Touren lassen sich am PC oder auf dem Smartphone planen und verwalten. Gut finde ich die Option zwischen einzelnen Wegpunkten (heißen hier Via-Punkte) unterschiedliche Routingoptionen wählen zu können. Damit ist es möglich, z.B. die Anfahrt über Autobahn, dann weiter über Bundesstraßen und in der Zielregion das Routing “Kurvig” in einer Route zu konfigurieren. Ein Feature, welches ich bei Garmin schon seid Jahren vermisse.

Im direktem Vergleich mit dem BMW-Navi ergaben sich in der Regel immer kleine Differenzen in der Streckenführung. Das Routing funktioniert aber zuverlässig. Bei kurzen Richtungswechseln z.B. in Ortschaften “hinkt” das Routing manchmal einen Tick hinterher. Denkbar, dass hier die Rechenleistung meines iPhone8-Prozessors am Ende ist. Aufgefallen ist uns, das CaliMoto in Häuser- oder tiefen Gebirgsschluchten eher das GPS-Signal verliert als das BMW-Navi. Liegt vermutlich nicht so sehr an der App als am GPS-Modul im iPhone.

Funktionen wie “Umleitung” oder “Weg/Viapunkt überspringen” stehen zur Verfügung und bei der Planung kann auf eine Reihe von vordefinierten POIs zurückgegriffen werden. Als etwas nervig finde ich die fehlende Möglichkeit während der Fahrt in der Karte in einen großen Ausschnitt zu zoomen Geht leider nur im Stand.

Etwas verwirrend fand ich den Unterschied in der Kartensicht im Offline/Online-Modus. Im Online-Modus erscheinen die Ortsnamen in der Landessprache, im Offline-Modus in Deutsch. Ist besonders prickelnd in den osteuropäischen Ländern wie z.B. in der Slowakei, in dem ein Ort wie “Spišská Nova Ves” in CaliMoto (Offline) zu “Zipser Neudorf” wird 😖.

Einen Vorteil sehe ich noch bei der Verwendung des Smartphones als Navi, die wir auch öfter genutzt haben. Sucht man in einem Gebiet eine bestimmte (und aktuelle) Lokation (Sehenswürdigkeit, Café, Supermarkt, usw.), so lässt sich über Google Maps oder anderen Karten-Apps recht flott die Position und eine aktuelle Route finden.

Allerdings mit Motoradhandschuhen auf einem Touch-Screen rumzutippen erfordert mitunter schon Nervenstärke und den richtigen Handschuh mit einem “Touchfinger”. Aber “wahnsinnig” bin ich bei Regen geworden, da mein iPhone noch ein Regencase benötigt (gehört zum Lieferumfang von SP-Connect), ist mit Touch gar nichts mehr. Also mein nächstes Smartphone wird komplett wasserdicht 😄.

Es gibt auch eine Diskussion inwieweit Vibrationen eines (insbesondere leistungsstarken) Motorrads das Smartphone beschädigen kann. Die ausgefeilte Technologie der Kamerasysteme mit optischer Bildstabilisierung und Autofokuskomponenten bilden hier den Schwachpunkt. Für iPhone-Nutzer gibt es von Apple ein aktuell (10.09.21) veröffentlichtes Supportdokument. Ich denke, andere Smartphone-Hersteller werden ähnliche Dokumente veröffentlicht haben. Empfehlenswert ist ein Schwingungsdämpfer an der Smartphone-Halterung um das Risiko einer Beschädigung zu reduzieren, aber es bleibt natürlich ein Restrisiko.

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