Die Besonderheit der Festung liegt in der Integration eines Felsengebietes in die Struktur der Festung. Das Felsengebiet gehört zum Balkangebirge, welches sich von hier bis zum Schwarzen Meer durchzieht und hauptsächlich in Bulgarien liegt. Dieses Gebirge gab auch der Balkanhalbinsel ihren Namen.
Die Festung liegt auf 520 m und bietet damit einen wunderbaren Blick in die umgebende Landschaft.
Das Felsengebiet erinnert sehr stark an das Elbsandsteingebirge, wobei sich die Gesteinsart unterscheidet, aber die Struktur vergleichbar ist. Die Region ist zunehmend bei Kletterern sehr beliebt. Interessanterweise gibt es hier den Begriff „Sächsisches Klettern“, der bestimmte Kletterregeln an freistehenden Zinnen vorschreibt.
Die Anfänge der Festung, die auch oft als Kaleto-Festung bezeichnet wird, gehen auf das römische Reich zurück (wenn wunderst). Wurde aber immer wieder zerstört und aufgebaut. Erst im 14. Jahrh. mit der Eroberung Bulgariens durch die Osmanen wurde die Anlage ausgebaut. Insbesondere, weil die Heiducken den Osmanen das Leben schwer machten.
Die Heiducken waren mal Söldner, Freischärler, Wegelagerer oder Aufständische, je nach politischer Lage. Sie werden von den südosteuropäischen Nationen gern mit Robin Hood als wehrhafte Vertreter des nationalen und religiösen Widerstands und Freiheitskämpfer gegen das Osmanische Reich angesehen. So findet sich auch auf der Festung eine Geschichte von dem Heiducken und Heerführer Veljko (1780-1813):
Die Sonne senkte sich langsam und ließ den Tag schwinden. Das Café von Selim war voll von Menschen. Der Geruch von Kaffee vermischte sich mit dem Duft von blühenden Linden und Tabak. Die auf den weiten Holzbänken sitzenden Türken tranken Kaffee und hörten dem Bey zu. Er erzählte, wie er einst den Haiducken Velko schwer verwundet hatte. Das hörte auch ein junger Unbekannter, der vor kurzem ins Cafe gekommen war. Seine zwei Freunde warteten auf ihn draußen auf ihren Pferden.
„Man sagt, du hast ihm eine Narbe auf der linken Schulter geschlagen, Effendi”, sprach der Unbekannte plötzlich. Alle starrten ihn an. Er ging langsam auf den Bey zu. Er lächelte, aber seine großen schwarzen Augen verfinsterten sich. Der Unbekannte stand vor ihm und riss seinen Hemdsärmel hinunter. Alle sahen eine große blutrote Narbe von einer veheilten Wunde. Der Bey wollte etwas ausrufen, aber da fiel er schwer und tot auf den Boden. Niemand bewegte sich, denn Heiduck Velkos Freunde standen an der Tür mit Pistolen in den Händen. Und ohne aufgefordert zu werden, steckten alle ihre Hände in die Gürtel und warfen schwere Geldbörsen vor sich hin.
Der Heiduckenanführer gab dem Cafeinhaber eine goldene Münze. „Für den Kaffee, Selim. Nicht dass du sagst, ich trinke ohne zu zahlen.”, sagte er. Dann sprangen die Heiducken auf ihre Pferde und rasten auf der leeren kopfsteingepflasterten Straße des bulgarischen Wohngebiets der Stadt davon. Mit den Funken unter die Pferdehufen mischten sich auch viele Goldmünzen.
Viel Gold für die armen Leute. Es war das Jahr 1807 …
Die Geschichte half ihm aber auch nicht so recht. Veljko fiel 1813 in der Schlacht um Negotin bei der Verteidigung der Krajina, als ihn an vorderster Front eine türkische Kanonenkugel traf. Schwerverletzt befahl er noch, die Stellungen zu halten. Er wurde unter der Kirche von Negotin begraben. Eine Statue im Stadtzentrum von Negotin erinnert an ihn. Soviel zur „Robin-Hood-Kultur“.
Bei der Begehung der Wehranlage hatten wir ein wenig Glück. Wir waren fast alleine, nur eine bulgarische Gruppe lauschte ihrem Guide, der engagiert über Details der Anlage sprach. Dies änderte sich aber nach einiger Zeit als Reisebusse vorfuhren. Die englischsprachigen Gruppen, so unsere Vermutung, kamen von einem Donau-Kreuzfahrer. Bei manchen der Teilnehmer waren wir uns nicht sicher, ob sie nach dem Erklettern des höchsten Punktes der Festung erst einmal unter ein Sauerstoffzelt müssen.
Die Festung spielte ein letztes Mal 1885 im bulgarisch-serbischen Krieg um die Vorherrschaft auf dem Balkan eine Rolle. Heute entwickelt sich die Festung und das Felsengebiet immer mehr zu einem touristischen Zentrum. Nach unserem Eindruck hat die Stadt hier aber noch einen längeren Weg vor sich, da typische touristische Infrastruktur noch in den Anfängen steckt. Schon ein Café mit einem Frühstück zu finden war uns nicht vergönnt.
Zum Abschluss sollte es noch ins Restaurant um die Ecke gehen. Da hatten wir gestern Abend noch ein Gläschen Wein getrunken. Leider war alles belegt 🥲. War unseres Wissens das einzige Restaurant im Ort. Nochmal GoogleMaps befragt. Da gab es noch was etwas am Rande. War aber unklar oben der Laden offen hatte. Er hatte offen, das Essen war gut und der Ausblick phantastisch. Hat uns etwas mit dem Ort versöhnt.