Heimfahrt mit leichten Hindernissen

Den Abend vorher saßen wir noch ein Weilchen vor dem Zelt und plauderten über die Eindrücke der letzten Wochen. Neben der einen oder anderen Mücke tauchten aber auch Glühwürmchen auf und verliehen dem Abend ein wenig Romantik ?.

Nördlicher Apennin

Am nächsten Morgen packten wir unsere Plünnen und stärkten uns in der CP-Bar mit einem Frühstück. Dann ging es Richtung Modena, unserem nächsten Etappenziel, so dachten wir jedenfalls….

Vorbei an Lucca, weiter durch die Apuanischen Alpen (sah teilweise aus wie im Allgäu), um dann durch den nördlichen Apennin in die Po-Ebene abzutauchen. Im Apennin erwischten wir nette kleine Straßen, von denen wir nicht dachten, irgendwann mal wieder auf Straßen mit einem Mittelstreifen zu kommen. Im Dunstkreis von Modena nahm die Verkehrsdichte merklich zu und ebenso die Temperaturen, die hier deutlich die 30 Grad Marke überschritten ?. Wir steuerten unseren gesuchten CP nahe Modena an und waren doch etwas verwirrt. Die CP-Beschreibung im CP-Führer las sich erheblich netter, als die Realität war – mitten in einem Autobahn-Dreieck. Das Minenspiel meiner Gattin und das unserer Freunde spiegelte “helle Freude” wider ?. Nö, dass war ein Griff ins Klo – also weiter. Die CP-Führer gaben nichts Sinnvolles her, aber Google meinte in der Nähe von Ferrara, direkt am Po, gäbe es den Platz “Fireflies In The Fog Camping Village”. Naja, schlechter kann es eigentlich nicht werden, also wieder rauf auf die Mopeds und nochmal 70 km weiter fahren. ?

CP nahe Ferrara, am Fluss Po

Und es wurde auch nicht schlechter, sondern recht nett. Der CP war ein kleiner Platz, als Familienbetrieb mit persönlicher Begrüßung durch Handschlag und Vorstellung der Familienmitglieder, inklusive Freund der Tochter. Es gab auch den Hinweis auf ein Festival im nahen Ort Stellata, dem “ReWoodstock Festival”.

ReWoodstock Festival

Am Abend sind wir natürlich da hin, zumal der CP keine Restaurant bot und wir auch nichts zum Kochen eingekauft hatten. Naja, das mit dem Woodstock hielt sich in Grenzen, das Programm wirkte überschaubar, aber sehr engagiert. Außerdem war es Freitag, der Haupt-Gig war wohl für Samstag geplant ?. Wir bekamen was zu Essen, zumal die Restaurants wegen des Festivals geschlossen hatten. Wieder auf dem CP konnten wir noch den Klängen diverser Country-Interpreten lauschen. In der Nacht gab es noch ein Gewitter, allerdings war meine Aufnahmefähigkeit leicht getrübt ?.

Am Morgen gab es ein echt tolles Frühstück am CP mit reichlich Kaffee, Käse, Wurst, Rührei mit Speck, Pizza, Croissant und Kuchen – und das alles für 5 Euro. Da wir nur rund 80 km bis Verona hatten, verbrachten wir noch den Vormittag auf dem CP. Irgendwann ging es dann los. Unterwegs noch ein wenig Verpflegung für den Zug eingekauft. Gegen 14 Uhr rollten wir dann durch Verona zum Verlade-Bahnhof. Kaum angekommen fing die Chef-Organisatorin auch gleich an, was von der Beladung in 10 Minuten zu faseln (laut Ticket sollte die gegen 17:30 Uhr erfolgen).

Motorrad-Verladung in Verona

Was soll’s, die Sachen für den Zug schnell umgepackt und dann rauf auf die Waggons. War schon ein Gegurke, da die Waggons noch niedriger waren als die bei der Hinfahrt. Auf dem Nebengleis stand unser Liegewagen – aber Einsteigen war untersagt. Einsteigen war erst um 17:30 Uhr im Bahnhof, Gleis 1 erlaubt. Also mit allen Geraffel und in Motorrad-Klamotten bei rund 35 Grad zum Bahnhof gelaufen. Waren “nur” rund 800 Meter, aber die wurden lang ?.

Im Bahnhof setzten wir uns in eine Art “Hofbräuhaus” (da war genug Platz). Durch die Klimatisierung der Räume fror dir allerdings langsam der Ar… ab ?, insbesondere bei den durchgeschwitzten Klamotten, so dass wir uns irgendwann auf den Bahnsteig setzen. Gegen 17 Uhr rollten dann auch unser Waggons ein und wir konnten ins Abteil. Natürlich standen die Waggons in der Sonne, ohne Klimatisierung, so dass uns der Schweiß überall runterlief ?. Aber die Stimmung unter den Reisenden, insbesondere den Bikern, war ungebrochen fröhlich. Und pünktlich um 18:05 Uhr fuhr der Zug auch los.

Ein letzter Schluck in Verona

Die jetzt funktionierende Klimaanlage war natürlich total überfordert, zumal wir uns nicht sicher waren ob die Liegewagen aus der 50’er oder 60’er Jahren stammten. Unser Wagon hatte jedenfalls TÜV aus 2017.

Die Fahrt ging durch in die Alpen, durchs schöne Trentino, weiter Richtung Brenner. So gegen 21:30 Uhr stoppte der Zug. Und wir standen und standen, dazu noch in der abgeschrägten Kurve, so dass noch nicht einmal die Weinflasche auf dem Tisch stehen blieb. Das Zugpersonal wusste nicht was los ist – macht richtig Vertrauen. Irgendwann hieß es, es gibt eine Streckensperrung. Nachdem unsere letzte Weinflasche geleert war bauten wir unsere Betten auf. Oh, welche Überraschung, es gab nur einen Bettbezug für uns Vier. Auch dieses Problem wurde gelöst und vor Mitternacht ruckelte der Zug dann weiter ?.

Am Morgen mussten wir dann feststellen, dass die Klimaanlage ihre Arbeit voll aufgenommen hatte und meinte unser Abteil in einen Kühlschrank verwandeln zu wollen. Die Änderung am Temperaturregler war genauso wie das Drücken der Servicetaste, nämlich wirkungslos ?. Also rein in die Mopped-Klamotten, oder Einwickeln in die Wolldecken, wie in den Nachbar-Abteilen (ich fragte mich auch schon beim Einsteigen wofür die Wolldecken sein sollen).

… wieder Zuhause.

In Altona kamen wir mit rund 90 Minuten Verspätung an. Abladen ging gut von statten. Wegen des geplanten Motorrad-Gottesdienstes umfuhren wir den Bereich großzügig und waren etwas gegen Mittag wieder zuhause.

Fazit: Wir waren 24 Tage unterwegs, sind knapp 3.100 km gefahren und wir Vier haben viel Spaß gehabt und von Sardinien und Korsika haben wir eine Menge Eindrücke mitgenommen ?.

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