So lässt sich unser heutiger Tag am besten beschreiben. Ganz entspannt ungefähr 100 km fahren, Kotor anschauen und dabei ein wenig Geschichte mitnehmen.
Der Tag begann natürlich mit Frühstück. Dabei unterhielten wir uns mit den Bikern aus dem Nebenzimmer. Sie erzählten, dass sie gestern die kleine Straße nach Kotor mit den vielen Kehren gefahren seien, es sei ziemlich schmal und viele Busse und Autos seien unterwegs gewesen 😬. Teilweise hätten sie anhalten müssen, um den Gegenverkehr passieren zu lassen. Das hörte sich ja nicht so toll an, also beschlossen wir den Weg so zu wählen, dass wir die Straße herunterkommen würden, da hat man in der Regel eine bessere Übersicht.
Zunächst ging es über die gut ausgebaute M2.3 raus und aufwärts. Bei Cetinje verließen wir die große Straße und bogen ab in Richtung Nationalpark Lovćen. Die Landschaft ist schön grün und wirkt zunächst auch nicht schroff. Als wir höher hinauf kommen, wird der Bewuchs zusehends niedriger und das helle Grau der Kalksteine übernimmt die Vorherrschaft. Es ging hinauf bis auf 1.420 m, die Gipfelgebäude sahen nach Skigebiet aus. Der Verkehr hielt sich sehr in Grenzen, im ganzen Nationalpark kamen uns 3 Autos und 4 Radfahrer entgegen.
Kurz hinter dem höchsten Punkt endete der Park und wir kamen auf eine kleine Bergstrasse. Diese war garnicht so schmal, wie uns beschrieben worden war und bot phantastische Ausblicke auf Kotor und Tivat. Diese beiden Orte liegen nicht unmittelbar am Mittelmeer, sondern in einer an einen Fjord erinnernden Bucht. Das machte sie früher zu sicheren und wichtigen Häfen. Besonders Kotor, welches noch weiter im Land liegt und über seine Lage direkt unterhalb der steil aufragenden Berge sicher gut zu verteidigen war … aber dazu später mehr.
Jetzt kam der fahrtechnisch spannende Teil, denn die Straße windet sich über 23 Kehren hinunter nach Kotor. Entgegen der Ankündigung hatten wir kaum Verkehr, die Straße war nicht so schmal wie befürchtet und die Kehren gut ausgebaut, … also das pure Vergnügen 😁😎.
Es gab kein Problem, die Motorräder direkt beim Hauptzugangstor der Altstadt, dem Sea Gate, abzustellen. Noch schnell die Klamotten gewechselt, es sind angenehme 23 Grad, aber die Sonne brennt schon ganz gut, und wir sind bereit die Stadt zu entern. Gehindert werden wir daran von einer Schulklasse, die sich im Tordurchgang versammelt hat und mit großem Vergnügen den Hall dort ausprobiert. Das ruft natürlich gleich zwei Ordnungshüter auf den Plan, die allerdings, als sie die Ursache des Lärms identifiziert hatten, wieder abzogen. Wenig später konnten wir den Platz vor dem Uhrenturm betreten. Kotor ist eine alte mediterrane Handels- und Hafenstadt. Sie ist ein überregionales Kultur- und Kirchenzentrum, sowohl für die orthodoxe, als auch für die katholische Kirche.
Die Altstadt ist von einer 4,5 km langen Stadtmauer umgeben, die sich weit über den Bereich der Häuser den Berghang hinauf erstreckt. Hoch oben auf dem Berghang liegt das Fort St.John am oberen Bogen der Mauer. Es sicherte die Stadt gegen Angriffe von Land aus ab.
Die Altstadt selbst unterscheidet sich nicht sehr von Budva. Es gibt viele enge schattige Gassen und auch viele kleine Kirchen. Die Läden in den Erdgeschossen der Häuser sind eher dezent, kaum Verkaufsständer auf den Strassen, und bieten vielfach hochwertiges Kunsthandwerk oder eben Waren aus eigener Fertigung an.
Gerne schlenderten wir durch die Gassen, genossen eine selbstgemachte Limonade, einen Cappu und die Atmosphäre.
Zurück bei den Mopeds und in den Motorradklamotten, reihten wir uns in den stockenden Feierabendverkehr ein. Hermann hatte für die Rückfahrt eine kleine Straße parallel zur Küstenstraße in sein Navi eingegeben, also übernahm er jetzt die Führung. Es ging über immer kleiner werdende Straßen durch wenig touristische Gebiete, später vorbei an erstaunlich vielen kleinen Kirchen. Die grünen Flecken mit Bewuchs auf der Straße nahmen zu, so auch unsere Befürchtungen irgendwann im Nirgendwo zu landen, zumal mein Navi immer wieder umkehren wollte, doch dann erreichten wir eine normale zweispurige Straße. Diese führte uns zur Küstenstraße, auf der wir dann Budva wieder erreichten.