Für heute stand Ravenna auf der Tagesordnung. Eine Stadt mit viel Geschichte und noch mehr historischen Gebäuden, insbesondere aus der Zeit des Untergangs West-Roms und dem Aufstieg der „Barbaren“ zu den neuen Machthabern.
Ravenna hat heute über 150.000 Einwohner und ist berühmt für seine frühchristlichen Kirchen und Mausoleen mit ihren einmaligen Mosaiken und ist deshalb ein Highlight für jeden kulturinteressierten Touristen. Unsere Freunde Tina&Thorsten haben uns Mitte Mai schon mit tollen Bilder aus Ravenna „angefüttert“, so dass klar war, wo es lang geht.




Mit dem Moped mitten in die Stadt gefahren und die Karre auf einem Mopedparkplatz abgestellt. In der Nähe vom zentralen Platz, dem Piazza del Popolo, ein leichtes Frühstück zu uns genommen und auf dem Stadtplan den für uns optimalen Bummelweg festgelegt.
Es ging gleich los mit der Kirche San Francesco, deren Gründung ins 5. Jahrh. zurückreicht. Aber bekannt ist sie durch die Goldfische in der Krypta. Die Kirche ist über die Jahrhunderte über drei Meter in den weichen Untergrund abgesunken und die Krypta ist mit Grundwasser vollgelaufen. Wo aber die Goldfische herkommen, … 🤔. Bemerkenswert war eine in einem Seitenaltar aufgestellte, lebensgroße und realistisch gestaltete Statue des heiliggesprochenen Franziskaner-Paters Maximilian Kolbe († 1941 in Auschwitz).





Direkt daneben befindet sich das Grabmal von Dante Alighieri (1265-1321), der als einer der bedeutendsten Dichter der italienischen Literatur gilt. Ravenna scheint stolz auf das Grabmal zu sein, denn, Florenz, Geburtsort von Dante, wollte die Gebeine gern haben. Florenz hatte aber Dante zu seinen Lebzeiten verbannt und Dante wollte nicht zurück, auch nicht seine Gebeine 😉.( Die Formulierung etwas quer nach einer Flasche Wein 😂😂)
Dann ging es zum Baptisterium der Kathedrale von Ravenna. Die Taufkapelle ist das älteste erhaltene Bauwerk in Ravenna. Der Baubeginn geht auf das 4. Jahrh. zurück, als mit dem Bau der Kathedrale begonnen wurde. Die unscheinbar wirkende Kapelle beinhaltet wunderschöne Mosaike aus der Christengeschichte. Das Taufbecken war gross genug um bei der Taufe komplett untergetaucht zu werden.



Weiter ging es gleich in den gegenüberliegenden Dom von Ravenna oder die Kathedrale der „Auferstehung Unseres Herrn Jesus Christus“. Die Kirche wurde 407 geweiht und war eine frühchristliche Kirche, eher schlicht, glich mehr einem Versammlungsort, soll aber eindrucksvolle Mosaike enthalten haben. Der heutige Dom wurde im 18. Jahrh. neu gebaut, mit der Konsequenz, dass der alte baufällige Dom abgerissen wurde und damit auch die Mosaike verloren gingen. Allerdings beeindruckte uns der neue Dom im modernen Barockstil nicht so sehr.
Anschließend ging es zur Sant’Apollinare Nuovo, einer dreischiffigen Basilikalkirche. Sie wurde Ende des 5. Jahrh. auf Betreiben von Theóderich dem Großen errichtet. Theóderich lebte 451 bis 526 und gilt als eine zentrale Person im Weströmischen Reich in der Zeit der antiken Völkerwanderungszeit. Er regierte als König des Ostgotenreichs über 30 Jahre und erreichte Kontinuität und Stabilität in seinem Reich. Er starb in Ravenna. Heute ist es schwer, in Ravenna nicht über seine Spuren zu stolpern.




Die Kirche Sant’Apollinare Nuovo erscheint als erhabenes Gebäude. Offenes Kirchenschiff mit Säulen links und rechts, lichte obere Fensterbögen und überall Mosaike, die durch ihre Farbintensität und Detailtreue nur noch beeindrucken. Man setzt sich einfach auf eine Bank und bewundert diese Arbeiten. An einer Wand findet sich auch ein Porträt in Mosaiktechnik von Theóderich. Aber wir sollten aus dem Staunen nicht rauskommen.
Unser nächster Halt war das Mausoleum der Kaiserin Galla Placidia. Sie lebte von 390 bis 450 und war aufgrund der Familienverhältnisse eine zeitlang Kaiserin des Weströmischen Reichs. Sie ließ sich in Ravenna ein Mausoleum bauen, wurde aber nicht darin bestattet, da sie in Rom verstarb. Das eher unscheinbare Gebäude ist berühmt durch die Wandmosaiken im Innern. Sie sind ausgezeichnet erhalten und sind die ältesten Mosaike Ravennas. Der Einlass erfolgt immer Gruppenweise, wobei wir den Eindruck hatten, die Dame, die den Prozess organisiert, ein wenig überfordert war. Sie meinte, unsere Tickets seien ungültig. Auch andere Besucher schickte sie weg. Birgitt hat sich aber nicht abspeisen lassen, sondern meinte, die Tickets wären gültig. Nochmal mit dem Lesegerät gecheckt und siehe da, auf einmal ging es 🤔.



Auch hier sind die Mosaike wieder außergewöhnlich, insbesondere erscheinen sie durch die Fenster aus Alabaster in einem besonderem Licht. Auffällig ist die Darstellung der vielen Tiermotive, neben den christlichen Szenen. Auch hier bleibt man stehen und staunt über die Fähigkeiten der Mosaikleger. Aber es geht noch weiter.
Gleich gegenüber dem Mausoleum findet sich zweifelsohne das Highlight, die Kirche San Vitale. Sie wurde um 550 n. Chr. geweiht und gehört zu den bedeutendsten Kirchenbauten der Spätantike. Die Kirche ist nicht klassisch wie ein Kreuz gebaut, sondern als Achteck. Durch diese Symmetrie wirkt sie harmonischer und die einzelnen Elemente wirken gleichberechtigter. Überragt wird der Innenraum von einer Apsis, die mit prunkvollen Mosaiken ausgestattet ist. Die Unmenge an Details lassen sich nicht erfassen und die christlichen Motive überfordern uns schlicht. Man setzt sich auf eine Bank und lässt die Atmosphäre einfach auf sich wirken. Also, Ravenna zu besuchen, ohne ein Besuch der Kirche San Vitale, ist nur ein halber Besuch der Stadt.






Zwischendurch gönnten wir uns natürlich auf einem der vielen Plätze/Piazzas ein Eis mit Käffchen. Es galt noch zwei Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Zuerst ging es zum Mausoleum des Theoderich. Lag etwas am Rande der Altstadt. Toll war der Mensch, der die Tickets prüft. Er klärte uns auf, 100 Meter weiter können wir im Kiosk Tickets kaufen. Also hin gegangen und ihm die Tickets gezeigt. Warum er nicht gleich uns Tickets verkauft, erschloss sich uns und auch einem italienischen Paar nicht.
Das Mausoleum des Theoderich ist ein ungewöhnlicher Bau. Er wurde im 6. Jahrh. errichtet, verfiel aber in der Neuzeit und versackte langsam in dem weichen Untergrund. Im 20. Jahrh. wurde das Mausoleum restauriert und gehört heute zu den Top-Sehenswürdigkeiten der Stadt. Eine Besonderheit des Baus ist die Kuppel, die aus einem einzigen Natursteinblock von 11 Meter Durchmesser und ein Meter Dicke mit einem Gewicht von 230 Tonnen gefertigt wurde.
Zum Abschluss ging es noch auf dem Weg zum CP an der Kirche Sant’Apollinare im Ort Classe vorbei. Diese Kirche wurde im 6. Jahrh. errichtet und ist dem hl. Apollinaris geweiht. Er gilt als Gründer der christlichen Gemeinde in Ravenna, starb aber als Märtyrer. Übrigens wird er als Schutzpatron neben Ravenna auch in Remagen und Düsseldorf verehrt. Im Ahrtal liegt eine bedeutende Mineralquelle am Pilgerweg des Apollinaris und das Wasser wird zu Ehren des Heiligen als Apollinaris vermarktet 😆.




Zum Abend gab es am CP nette Snacks und bei unseren italienischen Nachbarn aufgrund des EM-Aus leider lange Gesichter 😉. Das Spiel unserer Mannschaft ist grade wegen Unwetters unterbrochen. Mal schauen, welche Gesichter wir machen 😁.
Jo, das ein oder andere euer Motive kommt mir irgendwie bekannt vor 😉 Nach einem solch facetten- & mosaikreichen Ravennabesuch ist der Speicher erstmal voll. Und wieder viel recherchiert von euch mit vielen Infos – Daumen hoch.
Und dann noch ein 2:0, dass den Tag abrundet- läuft.