Nach dem Frühstück ging es 30 km durch die Ebene von Argos, vorbei an unzähligen Apfelsinenbäumchen, auf eine Anhöhe, auf der sich die Überreste der antiken Stadt Mykene befinden. Mykene gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist eine der Top-Sehenswürdigkeiten in Griechenland. Anhand der Anzahl Reisebusse würde ich es mal bestätigen 😁.
Die Stadt Mykene kann als Zentrum der mykenischen Kultur bezeichnet werden, die die erste bekannte Hochkultur auf dem europäischen Festland war. Sie entwickelte sich in der späten Bronzezeit vom 17. bis zum 11. Jahrh. v. Chr. und verbreitete sich über Mittelgriechenland, die Peloponnes bis nach Kreta. Als Hochkulturen gelten Gesellschaften, die eine gewisse Komplexität erreichen, z.B. durch städtische Ordnungen, Fernhandel, einer Rechtsordnung und (interessanterweise) Bestattungsrituale.
Die Stadt ist auf einer Anhöhe in mehreren Abschnitten gebaut worden und bietet einen fantastischen Blick auf die Ebene von Argos, bis zum Argolischen Golf. Damit war eine Kontrolle des Landwegs zwischen der südlichen Peloponnes und der Landenge von Korinth möglich. Die Anfänge gehen zurück bis auf das Jahr 2.500 v. Chr. und die Stadt erreichte im 14. Jahrh. v. Chr. ihre Blütezeit. Der Niedergang dieser Hochkultur ab dem 11. Jahrh. v. Chr. ist nicht vollständig geklärt. Die Erklärungen gehen von Veränderungen des Klimas (Missernten) über Wanderbewegungen anderer Völker bis zu den „Seevölkern“, die ab dem 12. Jahrh. v. Chr. die Völker im Mittelmeerraum bedrohten.
Bei der Begehung des Ausgrabungsgeländes (hier wirkte auch maßgeblich der Troja-Entdecker Heinrich Schliemann mit) gibt es keine restaurierten Gebäude, sondern „nur“ Grundrisse der ehemaligen Struktur der Stadt. Einzig das berühmte Löwentor und ein Grabring sind vollständiger erhalten. Leider muss man kritisieren, dass die Info-Tafeln an den Ruinen bei uns mehr Stirnrunzeln hervorriefen, als dass sie zur Klarheit beitrugen. Dessen ungeachtet ist es eine mächtige Anlage und immer wieder wunderten wir uns, wie die viele Tonnen schweren Steine bearbeitet und dann an die richtige Stelle gesetzt werden konnten.
Nach dem Rundgang über das Gelände ging es noch in das Museum, in dem die während der Ausgrabungen ab dem 18. Jahrh. gefundenen Objekte ausgestellt sind. Es findet sich sehr viel Keramik, eigenwillige Skulpturen, Waffen, Gebrauchsgegenstände und natürlich die berühmte von Heinrich Schliemann entdeckte Goldmaske des sagenhaften Königs Agamemnon. Eine gewisse Demut stellt sich schon ein, wenn man die filigranen und ästhetischen Gegenstände einer über 3.500 Jahren alten Kultur bewundern kann.
Mit Agamemnon sind wir nun bei der griechischen Mythologie und den sagenhaften Königen von Mykene angekommen. Angefangen mit Perseus, Sohn des Zeus, der die Stadt gegründet haben soll, über Atreus (Sohn des Pelops, hatten wir schon) bis zu Agamemnon, dem Anführer der Griechen im Trojanischen Krieg. Die Liste ist nicht vollständig, aber mit diesen Namen sind wir bei einem der bedeutendsten Werke der Weltliteratur, der Ilias, angekommen. In ihr wird in einem Abschnitt der Trojanische Krieg mit den Helden Achilleus und Hektor, der Entführung der schönen Helena (übrigens Schwägerin von Agamemnon) durch Paris, dem Sohn Priamos, dem König von Troja, beschrieben. Aber hier geht es jetzt nicht weiter, sonst landen wir noch bei Odysseus 10-jährigen Irrfahrt 😁.
Den Tag beendeten wir mit einem Fischessen im Restaurant um die Ecke. Und als wir zurückkommen überrascht uns unser italienischer Womo-Nachbar mit einer “stimmungsvollen“ Beleuchtung. Manchmal muss man sich fragen, was geht hier in den Köpfen der Menschen vor 🤔.
Der Bericht geht ja schon eher ins Wissenschaftliche….super….
und der ital. WoMo-Nachbar läßt Mykene in einem noch helleren Licht erscheinen…
Ich lese mit großem Interesse Eure Berichte, die ihr so fleißig zum Besten gibt. Schönen Dank!
Wie schafft Ihr es nur, dass diese Bilder so menschenleer sind? Bei unserem Besuch in einem November war gerade auch das Löwentor von Massen umlagert.
Hallo Heino, ein wenig mussten wir schon warten bis es menschenleer war, aber unser Eindruck ist, seit Corona sind die Besucherzahlen merklich eingebrochen.