Unser Plan, bei schönen Wetter eine Runde übers Stilfser Joch zu fahren, ging auf. Die Mopeds noch etwas erleichtert, sprich Birgitts Koffer und mein Topcase abgebaut. Wir fuhren etwas früher los, damit wir vor dem Run, so unsere Hoffnung, auf dem Pass sind.
Bei strahlendem Sonnenschein ging es die kurvenreiche Nordost-Rampe über 48 Kehren hinauf zum Pass. Eine Reihe der Kehren sind Spitzkehren, die besondere Aufmerksamkeit erfordern. Da sollte man schon mal schauen, was von oben kommt, denn bei einer Spitzkehre reicht der Platz nur für ein Fahrzeug. Wir hatten Glück, bzw. unsere Hoffnung auf wenig Verkehr erfüllte sich und wir erreichten kurz nach 9 Uhr ohne Probleme die Passhöhe. Oben angekommen, gönnten wir uns beim Blick auf die Berge ein Cappuccino mit Croissant.




Das Stilfser Joch ist mit seiner Höhe von 2757 Metern der höchste Pass Italiens und der zweithöchste Pass der Alpen. Schon zu Römerzeiten gab es hier einen sog. Säumerpfad, auf dem mit Lasttieren Waren transportiert wurden. Erst um 1880 gab der letzte Säumer seine Tätigkeit auf. Die heutige Straße, ca. 50 km lang, wurde 1820-25 vom österreichischen Kaiserreich aus strategischen Überlegungen gebaut. Es galt die Lombardei besser ans Kaiserreich anzubinden. Heute ist die Bedeutung des Stilfser Jochs für die Verkehrswege über die Alpen eher untergeordnet. Im Kern ist er heute eine Tourismus- und Freizeitstrecke.
Nach unserer kleinen Pause nahm der Verkehr merklich zu. Natürlich Motorradfahrer aus allen Teilen Europas, unzählige Radfahrer und Sportwagenfahrer, vornehmlich Briten, tummelten sich auf der Passhöhe.



Unsere Route ging abwärts über die West-Rampe nach Bormio, die sich deutlich harmonischer fahren lässt als die mit Spitzkehren gespickte Nordost-Rampe. Der Ausblick über das Tal ist grandios und wir „rollten“ entspannt den Pass abwärts. Natürlich gab es reichlich Motorradfreunde, die die Strecke mit einem Rennparcour verwechselten.
Hinter Bormio ging es über den Passo di Foscagno (2291 m) nach Livigno. Durch das Val di Livigno ging es zum Pass Forcola di Livigno (2315 m) und kurz danach über die Grenze in die Schweiz. Am Passo del Bernina (2328 m) machten wir eine weitere Pause und genossen die Sonne auf der Berghütte. Obwohl die Sonne schien, war es beim Fahren doch kühler als gedacht. Naja, es ging die ganze Zeit auf einer Höhe zwischen 1500 und 2000 Metern bei um die 15°. Vor ein paar Tagen fuhren wir noch bei über 30°. Da darf man schon mal den Warmduscher spielen 😂.



Auf der Strada del Bernina ging es nach Samadan und weiter an der Inn bis nach Zernez. Von hier aus durch die Rätischen Alpen zum Ofenpass (2149 m). Bei Münster dann wieder über die Grenze nach Italien. Nach wenigen Kilometern erreichten wir wieder Prad.
Wir sind Teile der Strecke erst 2021 im Rahmen des Alpentourer Pässemarathons gefahren, waren aber von der Landschaft und der entspannten Straßenführung wieder beeindruckt. Ist schon ein nettes Fleckchen, um dem Motorrad-Hobby zu frönen.
Wir planten bei einem Aperol Spritz im CP Restaurant unsere Tour für die nächsten Tage. Morgen geht’s zurück nach Deutschland, bis grob in die Gegend von Augsburg. Da (mal wieder) eine Regenfront durch Süddeutschland zieht, wollen wir mal schauen, wie wir da glimpflich durchkommen.