Heute morgen sah der Himmel doch sehr grau aus und der obligatorische Sprühregen brachte uns dazu unser Frühstück geschützt durch Zelt und Tarp zu genießen.
Für heute stand noch eine kleine Tagestour bis fast an die südliche Küste an. Ziel war die Abtei Tintern am Westufer der Bannow Bucht im County Wexford. Dieses Kloster stand in enger Beziehung zur Tintern Abbey in Wales, die wir auch erkundet haben (hier geht zu dem Bericht). Daher bot sich die Tour zu der Schwester-Abtei in Irland an.
Abseits der Hauptstraßen tingeln wir auf kleinen Wegen zum Ort Saltmills, in dessen Nähe sich die Abtei befand. Auf den letzten Kilometern verwunderte uns ein großer Reisebus, der offensichtlich auch zum Kloster wollte. Auf dem Parkplatz angekommen, war der Platz schon gerammelt voll (siehe Beitragsbild). Sehr ungewöhnlich, da sich i.d.R. an solchen regionalen Sehenswürdigkeiten nur ein paar Touristen einfinden.
Die Erklärung fand sich in einem großen Garten, der für Besucher zugänglich war und in dem viele Eltern mit ihren Kindern „verschwanden“. Das Kloster selber war nur wenig besucht – schön für uns ?.
Da sich im Süden und Westen merklich mehr Touristen, gerade aus Frankreich und Deutschland tummeln, haben die Iren kleine Erinnerungsschilder hinsichtlich der Verkehrsrichtung aufgestellt ?.
Interessant an der Abtei ist seine Geschichte. Die meisten Klöster in Irland wurden im 12. Jh. gegründet und im 16. Jh. verlassen, u.a. als Folge der Reformation in Europa. Die meisten Klöster verfielen oder wurden für andere Zwecke genutzt.
So war es auch bei der Abtei Tintern. Sie wurde 1200 gegründet, vom Earl of Pimbroke. Er kam vor der Küste in Seenot und schwor, wenn er es an Land schafft, dort ein Kloster zu gründen (damit ist auch der Bezug zum Kloster in Wales erklärt, da der Earl auch Schutzherr des Klosters Tintern in Wales war).
Das Zisterzienser-Kloster erwarb große Landflächen und entwickelte sich wirtschaftlich zu der drittreichsten Abtei in Irland. 1536 wurde das Kloster aufgelöst und der ganze Besitz einem Offizier der Armee von Henry VIII zugesprochen.
Und das ist die „zweite“ Karriere der Abtei, die durch umfangreiche Änderungen zu einem Wohngebäude umgebaut wurde. Die Liegenschaft blieb über 450 Jahre im Besitz der Familie Colclough und ging nach dem Tod des letzten Familienmitglieds in staatlichen Besitz über. In einer eigenen Ausstellung wurde die Familiengeschichte sehr lebhaft beschrieben. Schmunzeln musste ich bei dem Hauen und Stechen der Familienmitglieder über die Jahrhunderte untereinander. Im Duell gestorben, mal vergiftet, mal gemeuchelt oder einfach an Krankheiten dahingerafft spiegelt die Familie die Geschichte ihrer Zeit wieder.
Genug der Geschichten, zurück zu unserer Tagestour. Vom Kloster machten wir uns auf die Rückfahrt, ein Stück an der Bannow Bucht entlang, dabei noch ein Blick auf die Dunbrody Abbey (keine Angst, haben wir nicht besucht) geworfen und weiter nach New Ross.
Schon in der Umgebung von New Ross und im Ort selber finden sich reichlich Verweise auf die Kennedy-Familie. Also haben wir uns das ein wenig näher angeschaut. In der Umgebung ist der irische Stammsitz der Kennedys. Während der großen Hungersnot um 1850 in Irland ist Patrick Kennedy, ein Mitglied der Familie nach Amerika auswanderte. Im Hafen liegt auch noch eine Nachbildung einer Bark mit der die Auswanderer nach Amerika segelten.
Ein Nachkomme war dann John F. Kennedy, der auch 1963 New Ross besuchte. Die Gedenktafeln zu diesem Ereignis lassen sich einfach nicht übersehen ?.
Wieder am CP angekommen schon einmal die Sachen für die Fährfahrt sortiert, die Tour in Frankreich im Navi geplant und ansonsten den Abend bei Sonne mit aufgelockerter Bewölkung und Bier/Wein/Whisky genossen ?.
Zuhause rollt die Hitzewelle, und auch die Iren „stöhnen“ über einen heißen Sommer. Da wir letztes Jahr den CP ebenfalls besucht haben, fällt der trockene Sommer bei der Betrachtung der beiden CP-Bilder aus 2017 und 2018 schon ins Auge.