Anfangen können wir mit ein paar Daten zur dieser Reise:
- Dauer vom 12.05. bis 08.07.2024
- Es waren 58 Tage, davon hat es (nur) 9 Tage geregnet
- Insgesamt sind wir 10.290 km gefahren und haben ca. 1.150 Liter Sprit benötigt
- Es ging durch 9 der 10 Länder, durch die die Donau fließt, insgesamt waren es 12 Länder
- In Hotels haben wir 13-mal übernachtet, einmal auf der Fähre, einmal im Fass 😁, Rest im Zelt
- Es sind über 1.500 Fotos geworden
- Zwei kaputte Lichtmaschinen und ein defekter Hinterreifen
Von den Ländern, durch die uns die Donau führte, haben uns die drei östlichen Länder Ungarn, Rumänien und Bulgarien natürlich mehr interessiert als z.B. Österreich oder Kroatien. In Ungarn ging es durch die Puszta, jene inzwischen romantisierte Steppe im Zentrum Ungarns. Etymologisch bedeutet Puszta sowas wie „Einöde“ und so empfanden wir es auch. Es mochte kein Funke überspringen, der uns die Landschaft näherbrachte. Sie hat ihre Weite mit den in der Ferne liegenden Höfen und den typischen Ziehbrunnen, die schon ihren Charme haben, aber mehr war es für uns auch nicht.
Der Besuch von Budapest ist schon ein Muss. Touristisch lebt die Stadt noch aus ihrer „Kaiserzeit“. Hier bietet sie jede Menge an Sehenswürdigkeiten und kulturellen Highlights, die wir mit unserer Stippvisite natürlich nicht alle erleben konnten. Allerdings hat uns der „Schnupperkurs“ sehr gut gefallen. Wir erleben ein lebendiges und buntes Leben in den Straßen. Dieser „regenbogenfarbige“ Eindruck steht schon im Gegensatz zu dem, was die Partei Fidesz von Viktor Orbán, aus dem Land gemacht hat. Unser Blick ist ein Blick durchs Schlüsselloch, aber es verwundert schon, warum sich die Ungarn, die stolz auf ihre Freiheitskämpfe und ihre Geschichte sind, die demokratischen Rechte so einfach aus der Hand nehmen lassen. Kein Wunder, dass die politisch Rechte Europas bei Orbán ein und aus geht. Aber unabhängig der politischen Einschätzung ist Budapest eine Stadt, in der es sich lohnt, ein paar Tage länger zu bleiben.
Nach einem kurzen Abstecher durch Kroatien und Serbien ging es weiter nach Rumänien. In meiner Kindheit wurde oft die Gleichsetzung Rumänen = Zigeuner gemacht. Heute ist jedoch klar, dass diese Gleichsetzung völlig falsch ist. Die Volksgruppe der Roma, die etwa 3% der Bevölkerung ausmacht und oft abfällig, als Zigeuner bezeichnet wird, bildet in Rumänien eine Randgruppe im wahrsten Sinne des Wortes. Sie leben am Rande der Städte unter teilweise erbarmungslosen Bedingungen. Das Verhältnis zwischen Rumänen und Roma ist von erheblichen Spannungen geprägt.
Obwohl Rumänien im europäischen Ranging auf Platz 5 der ärmsten Länder der EU (zusammen mit Ungarn und Portugal) steht, hatten wir den Eindruck, Rumänien macht große Anstrengungen ihr Land nach vorne zu bringen. Wir sehen beim Fahren durch Ortschaften modernisierte Häuschen, aufgeräumte Gärten und restaurierte Gebäude in den Straßen. Die Menschen sind an einem interessiert und fragen immer, wie wir ihr Land finden. Schwärmen immer von Orten, die wir besuchen müssen oder von Straßen, die wir unbedingt fahren müssen.
Bei unserer Tour durch Rumänien entschieden wir uns den Donaulauf zu verlassen und auf die Fahrt durch die Walachei zu verzichten und uns mehr auf die Karpaten und Siebenbürgen (Transsilvanien) zu konzentrieren. Natürlich gehört dann auch die Fahrt über die Transalpina und dem Transfăgărășan-Pass dazu. Beide Pässe zählen zu den bekanntesten Straßen Rumäniens, wenn nicht Europas. Sie liegen im Făgăraș-Gebirge, einem Teil der Süd-Karpaten. Die Pässe haben schon ihren Reiz, aber die häufig zu lesende Einzigartigkeit, gerade des Transfăgărășan-Passes, haben wir für uns nicht so richtig sehen können. Andere Pässe in den Alpen, den Abruzzen, den Pyrenäen oder in den Picos de Europa stehen dem Transfăgărășan in Nichts nach.
In dem Karpatenbogen liegt das Gebiet Siebenbürgen (rumän. Transsilvanien) und bildet quasi das Zentrum Rumäniens. Es ist eine malerischen Region mit einem eindrucksvollem kulturellen und historischen Erbe. Diese Region ist mit der deutschen Geschichte verknüpft, da im 12. Jahrh. die Gegend von den Siebenbürger Sachsen im Rahmen der Ostkolonisation besiedelt wurden. Der Einfluss dieser Siedler ist noch bis heute zu sehen, zum Beispiel in den Städten Sibiu (Hermannstadt) und Brasov (Kronstadt). Falls man sich mal in Rumänien „verirrt“, dann sollte eine Reise durch Siebenbürgen unbedingt auf der Agenda stehen. Die berühmte Törzburg von Bran, auch als Dracula-Burg 🧛 bekannt, kann man, muss man aber nicht besuchen. Ist touristisch sehr ausgeschlachtet. Da bietet Rumänien jede Menge interessanter Burgen oder Schlösser, wie z.B. das Schloss von Peles, in direkter Nachbarschaft zur Törzburg.
Absolutes Highlight ist das Donaudelta. Es ist ein einmaliges Biosphärenreservat und unsere Bootstour hat uns einen klitzekleinen Einblick in die komplexe Welt dieses Ökosystems gegeben. Schon bei der Anzahl der verschiedenen Pelikane verliert man schnell den Überblick. Es hat schon einen bleibenden Eindruck hinterlassen, mit dem kleinen Boot unseres Fischers durchs Schilf oder riesigen Seerosenfeldern zu fahren. Es ist nur zu hoffen, es gelingt den Rumänen hier einen sanften Tourismus zu etablieren. Zweifel sind angebracht, da an unserem Anleger schon die Infrastruktur für große Schiffe und Busparkplätze erweitert wurde. Aus Sicht der Menschen in der Region, die mit einer Arbeitslosenquote von 30-40% zu kämpfen haben, bestimmt eine wichtige Investition. Für das Ökosystems Donaudelta ist ein Fragezeichen angebracht.
Bulgarien ist das ärmste Länder der EU und das ist auch gleich nach dem Grenzübergang zu merken. Ob Straßen oder Orte, es ist alles arg runtergekommen. Bei manchen bewohnten Häusern hatten wir den Eindruck, es bricht jeden Moment in sich zusammen. Auf dem Land drängt sich der Eindruck auf, nur noch die Alten und die gesellschaftlich Abgehängten leben hier. Abgesehen von großen landwirtschaftlichen Betrieben ist häufig nichts weiter an Wirtschaft zu sehen. Auch empfanden wir die Menschen als etwas distanzierter. Ausnahme ist die Hauptstadt Sofia, eine lebendige und pulsierende Stadt. Die Stadt hat eine Sogwirkung auf das Land. Gut 20% der bulgarischen Bevölkerung leben in dem Ballungsgebiet, Tendenz steigend. Beeindruckend ist die kulturelle Geschichte dieser Stadt, die zu einer der ältesten Siedlungsplätze Europas gehört. Und das sieht man auch an jeder Ecke. Dieser Stadt tropft an jeder Ecke die mehrere tausend Jahre andauernde Geschichte des Balkans aus „den Poren“. Dieser Schmelztiegel in dieser Zeitspanne von Religionen, Ethnien und Kulturen macht die Stadt interessant und auch einmalig. Es ist eine Stadt, deren Besuch sich immer lohnt und die bei uns einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.
Als wir 2017 angefangen haben, unsere „Bucket List“ von Motorradtouren durch Europa, die wir uns erträumt und gewünscht haben, „abzufahren“, war vieles neu, unbekannt und spannend. Mittlerweile sind es über 100.000 km und in Summe mehr als 550 Tage geworden, die wir auf unseren Mopeds verbracht haben. Waren es am Anfang noch die fantastischen Landschaften, die traumhaften Straßen mit ihren endlosen Kurven oder historische Städten mit ihrer langen Geschichte, die uns beeindruckt haben, so hat sich der Blick über die Jahre doch etwas verschoben. Zu sehen, wie sich Menschen in den unterschiedlichen Regionen Europas ihr Dasein einrichten, um Zufriedenheit und Erfüllung zu erreichen, rückte mehr in den Vordergrund. Dazu hat insbesondere diese Reise ihren Beitrag geleistet, da einige Länder zu dem ärmsten Regionen Europas gehören.
Von den 50 Ländern, die zu Europa gerechnet werden (also die, die auf dem europäischen Kontinent liegen), haben wir bisher 39 Länder bereist. Ob wir alle fehlenden Länder noch bereisen werden, vermutlich nicht. Hier sprechen die Karte und eine Länderaufstellung für sich:

# | Bereist | Land | Hauptstadt | EU | Geografische Anmerkung |
1 | X | Albanien | Tirana | Nein | |
2 | X | Andorra | Andorra la Vella | Nein | |
3 | Armenien | Jerewan | Nein | Geografisch teilweise in Asien | |
4 | Aserbaidschan | Baku | Nein | Geografisch teilweise in Asien | |
5 | Belarus | Minsk | Nein | ||
6 | X | Belgien | Brüssel | Ja | |
7 | X | Bosnien und Herzegowina | Sarajevo | Nein | |
8 | X | Bulgarien | Sofia | Ja | |
9 | X | Dänemark | Kopenhagen | Ja | |
10 | X | Deutschland | Berlin | Ja | |
11 | X | Estland | Tallinn | Ja | |
12 | Finnland | Helsinki | Ja | ||
13 | X | Frankreich | Paris | Ja | |
14 | Georgia | Tiflis | Nein | Geografisch teilweise in Asien | |
15 | X | Griechenland | Athen | Ja | |
16 | X | Irland | Dublin | Ja | |
17 | Island | Reykjavík | Nein | ||
18 | X | Italien | Rom | Ja | |
19 | Kasachstan | Astana | Nein | Geografisch größtenteils in Asien, kleiner Teil in Europa | |
20 | Kosovo | Pristina | Nein | ||
21 | X | Kroatien | Zagreb | Ja | |
22 | X | Lettland | Riga | Ja | |
23 | X | Liechtenstein | Vaduz | Nein | |
24 | X | Litauen | Vilnius | Ja | |
25 | X | Luxemburg | Luxemburg | Ja | |
26 | Malta | Valletta | Ja | ||
27 | X | Republik Moldau | Chișinău | Nein | |
28 | X | Monaco | Monaco | Nein | |
29 | X | Montenegro | Podgorica | Nein | |
30 | X | Nordmazedonien | Skopje | Nein | |
31 | X | Niederlande | Amsterdam | Ja | |
32 | X | Norwegen | Oslo | Nein | |
33 | X | Österreich | Wien | Ja | |
34 | X | Polen | Warschau | Ja | |
35 | X | Portugal | Lissabon | Ja | |
36 | X | Rumänien | Bukarest | Ja | |
37 | X | Russland | Moskau | Nein | Geografisch größtenteils in Asien, erheblicher Teil in Europa |
38 | X | San Marino | San Marino | Nein | |
39 | X | Schweden | Stockholm | Ja | |
40 | X | Schweiz | Bern | Nein | |
41 | X | Serbien | Belgrad | Nein | |
42 | X | Slowakei | Bratislava | Ja | |
43 | X | Slowenien | Ljubljana | Ja | |
44 | X | Spanien | Madrid | Ja | |
45 | X | Tschechien | Prag | Ja | |
46 | Türkei | Ankara | Nein | Geografisch größtenteils in Asien, kleiner Teil in Europa | |
47 | Ukraine | Kiew | Nein | ||
48 | X | Ungarn | Budapest | Ja | |
49 | X | Vatikanstadt | Vatikanstadt | Nein | |
50 | X | Vereinigtes Königreich | London | Nein | Kein EU-Mitglied mehr (Austritt am 31. Januar 2020) |