Heute ging es weiter in Richtung West Coast. Vom Caravanpark in Kaiteriteri machten wir im Ort Motueka noch einen Halt um einzukaufen und nochmal durch einige Läden zu schlendern. Der Ort gepflastert mit kleinen und auch größeren Shops für den schillernden Bedarf von Touristen und Urlaubern. Es gibt nichts was man nicht bekommen kann. In einem Super Liquor Shop schauten wir uns nach Spirituosen um (im Supermarkt werden die nicht verkauft), aber die Preise waren doch schon merklich höher als bei uns. In einem Outdoor-Shop informierten wir uns über die Dinge die hier so State of the Art sind. Fanden aber nichts außergewöhnliches – Angelzeug gab‘s reichlich ? und ein klappbares Faltsofa für Angler ?.
Von Motueka ging’s durch Hinterland bis zum Highway 6, auf den wir bei Kohatu einbogen. Die Landschaft bis dahin war hügelig und es fand sich mehr Schafzucht als die Tage vorher. Auffällig war der intensive Hopfenanbau – naja, auch die Neuseeländer brauen Bier ?.
Auf der 6 ging es bis Murchison, ein Ort mit knapp 500 Einwohnern. Ist aber ein wenig eine Art Schmelztiegel für diverse Outdoor-Aktivitäten, insbesondere Rafting auf dem Buller River.
Wir gönnten uns ein Täschchen Kaffee mit leckerem Burrito und einem Blaubeer-Muffin ?. Dabei schauten wir diversen Biker zu, die diesen Ort scheinbar auch als Zwischenziel ihrer sonntäglichen Tour auserkoren hatten. Kleine Anekdote am Rande: An der Kasse brabbelten wir in unserem Englisch die Bestellung runter, zückten dann unsere Kreditkarte – und plötzlich plauderte der Kassierer in bestem Deutsch weiter. Er sah nämlich unsere deutsche Kreditkarte. Er macht gerade 6 Monate Work and Travel in Neuseeland und kommt aus Hannover.
Weiter auf der 6 durch die Buller Gorge, auf die wir gespannt waren. War dann doch eher enttäuschend. Hat nichts mit den Schluchten in Frankreich am Tarn oder Verdon zu tun. Die Straße schlängelte etwas kurviger durch die bergige Landschaft, aber spektakuläre Aussichten vermissten wir.
Einen Halt legten wir bei der Buller Gorge Swing Bridge ein, der längsten Swing-Brücke Neuseelands. Im Eingangshäuschen erstmal 10,- Doller p.P. (gute 6,- Euro) berappt. Dann ab zur Brücke. Es waren nur ein paar Meter, aber plötzlich überfiel uns ein Schwall kleiner „Sandflies“, sprich Beissfliegen, die sofort anfingen ihr Tagewerk zu verrichten.
Wir gleich auf die Brücke geflüchtet – die sich als ein stark schwankendes Etwas herausstellte. Gut das ich aufgrund der Beissfliegen keine Zeit zum Nachdenken hatte ?. Auf der anderen Seite gab es noch einen kleinen Rundgang, der auf die Geschichte der Region aufmerksam machte. Die ganze Gegend war im 19. Jahrh. von Bergbau und einem Goldrausch geprägt.
Von der Brücke ging es weiter nach Westport. In der Zwischenzeit zog es immer mehr zu und der leichte Niesel ging in kräftigen Regen über. Kurz vor Westport klarte es wieder auf und wir entschlossen uns doch den freien Campingplatz direkt am Strand zu nehmen.
War dann doch ernüchternd, da vom Platz das Meer fast nicht zu sehen war und der Strand vollgemüllt (siehe Titelbild) war mit angeschwemmtem Holz (interessanterweise kein Plastikmüll o.ä.). Also romantisch am Strand sitzen und beim Sonnenuntergang die Seele baumeln lassen sieht anders aus ?.
Also zurück in der Ort und dort zum Westport Kiwi Holiday Park getuckert. Der Ort selber liegt mit seinen gut 4.000 Einwohnern etwas abseits der Neuseeländischen Touristenströme und tut sich auch etwas schwer zu gefallen, obwohl der Ort hübsch aufgemacht ist, aber als bescheidene Industriestadt, früher Kohle, heute Zement, läßt sich das Erbe schwer abschütteln.
Zwei Anmerkungen möchte ich noch machen: Einmal die Singzikaden. Als wir das erste Mal die Geräusche dieser Tierchen hörten, hat es uns schon beeindruckt. Erinnerte an laue Sommernächte mit Grillengezirpe im Süden. Als wir gestern ein Teil des Abel Tasman Tracks gewandert sind hat sich das schon anders angehört. Die Tierchen schaffen es auf 120 Dezibel (ungefähr so laut wie die Feuermelder in der Wohnung) und wenn nun tausende, mehr in die zehntausend gehende Zikaden vor sich hin zirpen (machen übrigens nur die Männchen – warum wohl ?), dann ist die Lärmkulisse schon beeindruckend.
Zum zweiten ein paar Bemerkungen zu unserem Camper (war auch eine Frage aus den Kommentaren). Also die Karre ist ein chinesischer Transporter der Marke SAIC Motors (Model LDV V80) in dem in Neuseeland die Camperausstattung eingebaut wird (so unsere Einschätzung). Die Ausstattung ist für uns ok, ist aber mitnichten irgendwie auf Platz und Nutzung optimiert. Ist aber auch nicht unsere Erwartung gewesen. Allerdings erfordert der Transporter schon so seine Lernkurve. Das Fahrwerk bemüht sich eifrig Straßenkontakt zu halten, ist aber häufig an seiner Grenze angekommen. Das Lenkverhalten fühlt sich eher nach einem Schwamm an, aber man kann die Fuhre auf der Straße halten. Besondere Aufmerksamkeit erfordern die Türen bzw. Schiebetüren. Um sie zu verschließen bedarf es schon eines mächtigen Zuschlags. Besonders in der Nacht auf dem Campingplatz ist man sich sicher, dass im weiteren Umkreis alle Mitcamper wach sind. Pluspunkt ist aber schon der Motor. Der Diesel lärmt zwar etwas laut, aber hat guten Durchzug und verrichtet treu und brav seine Arbeit. Wollen wir mal hoffen bis zum Ende unserer Reise (bei Rüdiger leuchtete schon mal kurz ein gelbes Lämpchen ?).