Der gestrige Abend in dem Ort Tortona entwickelte sich noch interessant. Als wir im Ort ankamen, galt es erst einmal das Hotel zu finden. Zumal die offizielle Adresse nicht der Eingang war, sondern der befand sich in einer Nebenstraße (über ein Wirrwarr von Einbahnstraßen zu finden). Am Eingang hing eine Telefonnummer, bei der wir uns melden sollten. Wir wurden dann gefragt wann wir den ankommen würden. Triefend nass erklärten wir ihm, wir stehen schon vor dem Hotel. Ohh, war die Reaktion, meinte aber, er sei in fünf Minuten da.
Und tatsächlich kam fünf Minuten später ein Auto angebraust und Mr. Bobby stieg aus. Redete ununterbrochen, fotografierte unsere Ausweise, gab uns einen Schlüssel, zeigte uns dem Frühstücksraum, meinte noch wir können das Motorrad in den Innenhof stellen und zack war er wieder weg.
Wirkte alles ein wenig sonderbar. Im Innenhof lag alles voller Zweige und Blätter die der Starkregen abgeschlagen hatte und der Wind hatte einige Blumentöpfe umgeworfen.
Dann suchten wir unser Zimmer und waren überrascht. Es hatte zwei große Räume und ein Bad. Die ganze Aufmachung wirkte wie aus einem italienischen Film der 60er Jahre mit knarzigen Ledersesseln, alten Schränken und viel verspielten Arrangements. Hier ein Tuch auf einem Sessel drapiert, dort eine Schneiderpuppe, dann ein Servierwagen mit schweren Gläsern und reichlich Bilder. Man könnte auch meinen, wir übernachten in einem Antiquitätenladen.
Unser Problem war natürlich, wie wir unsere pitschnassen Klamotten trocken kriegen. Also hingen wir die Teile in den Zimmern auf, wo wir Platz fanden. Unter meine Jacke legten wir noch ein Handtuch, da sie unablässig vor sich hin tropfte. Gut dass der Fußboden in den Zimmern aus wuchtigen Steinfliesen bestand und nicht Teppich oder Holz.
Zum Abendessen suchten wir uns eine Pizzeria in der Nähe. Leider hatten eine Reihe von Restaurants Montags zu, aber die gewählte Pizzeria hatte ihren Charme. Das Äußere, mit dem schrillen Neonlicht und den wild durcheinander gestapelten Stühlen und Tischen, wirkte eher wie eine Fastfood-Bude.
Beim Betreten des Lokals sahen wir nur einen Tresen, zwei/drei Bistrotische und fragten uns, okay, wo sind wir denn hier gelandet. Aber gleich kam jemand auf uns zu und fragte, ob wir essen wollen. Sogleich führte er uns am großen Pizzaofen vorbei und durch ein paar Gänge in den Restaurantbereich. Mehrere verschachtelte Räume eröffneten sich uns und an den Tischen saßen reichlich viele Gäste. Der Charme der Räume lag irgendwo zwischen gekachelter Wartehalle und einer in die Jahre gekommen Großküche. Uns schlug auch eine Geräuschkulisse entgegen, da sich an allen Tischen lautstark unterhalten wurde. Unser Eindruck war, es sind die Menschen aus dem Viertel die hier Essen gehen, die sich mit Freunden treffen oder der Sportverein kommt noch nach dem Training rein. Irgendwie fühlte es sich mittendrin an. Wir genossen die Atmosphäre und natürlich unser Essen, welches sehr lecker war.
Heute Morgen haben wir im Innenhof unser Frühstück serviert bekommen. Liebevoll angerichtet, aber auch schräg. Es gab nur Süßes, ein Marmeladen-Croissant, Apfelkuchen und Zwieback mit Konfitüre. Dann eine Schale mit Cornflakes und eine mit Walnüssen, dazu Joghurt, aber keine Milch oder gar Schälchen für uns. Herzhaftes wie Käse und Schinken oder gar Brot standen nicht auf der Tagesordnung. Aber der Kaffee hatte eine kräftige Note, war also genau richtig für unseren Fahrt Nordwärts.
Für die Rückfahrt haben wir uns entschieden, keine großen Schnörkel einzulegen, sondern den direkten Weg zu wählen. Als Beifahrerin ist es nur mäßig spannend hinten drauf zu sitzen und irgendwie zieht es uns jetzt nach Hause.
Also ging es an Mailand vorbei, dann in der Schweiz über den San-Bernardino-Pass, weiter nach Bregenz am Bodensee und zum Ende bis hinter Ulm in den Ort Niederstotzingen 🤔. Genau, es ist der Nachbarort von Assselfingen 😳.
Hier wurde 1939 der Löwenmensch gefunden. Eine gut 30 cm große, 40.000 Jahre alte, geschnitzte Skulptur aus Mammut-Elfenbein. Sie gilt als eine der ältesten Kunstwerke der Menschheit.
Morgen werden wir unsere Tour abschließen und nach fast 2 1/2 Monaten wieder unsere Familie sehen 🥰. Schade, das es nur ein Motorrad geschafft hat 😢.
Dann wünschen wir euch eine gute Heimfahrt und ich kann euch sagen hier ist es auch ganz schön.😍 Gute Fahrt, sind ja noch ein paar Kilometer und das zu zweit, viel Spaß wünsche ich euch dafür lieber nicht.😕