Heute morgen hat uns mal zur Abwechslung nicht die Sonne geweckt, sondern ein gleichmäßiges Getröpfelt auf unser Zelt. Hielt sich aber in Grenzen, so dass wir trocken abbauen konnten.
Ist schon ein wenig sonderbar, wenn wir als einziges Zelt auf einer großen terrassierten Grünanlage stehen. Macht schon einen verlorenen Eindruck. Das schienen sich gestern Abend auch die Knotts (kleine, aggressive Beißfliegen) gedacht zu haben, den sie fielen über uns her, so dass wir nicht mehr vorm Zelt sitzen mochten.
Wir machten uns quasi von der Nordsee-Küste in westlicher Richtung auf den Weg zu einem Kloster. Unterwegs verdunkelte es sich doch merklich und aus dem anfänglichem Niesel wurde dann doch Regen. Also rein in die Regenklamotten. Als wir am Kloster “Fountains Abbey” ankamen, begannen wir unseren Rundgang noch mit Regenschirm, brauchen ihn aber gegen Ende nicht mehr.
Das Kloster wurde 1132 gegründet (von 13 Mönchen, die sich von einem anderen Orden losgesagt haben) und gehörte zum Orden der Zisterzienser. Es war eines der größten und wohlhabendsten Zisterzienser-Klöster in England. Aber wie es so ist, politische Veränderungen blieben auch für das Kloster nicht ohne Wirkung. Hier war es Heinrich VIII (der mit den sechs Frauen), der im Rahmen seiner Loslösung von der katholischen Kirche auch gleich eine Reihe Kloster auflöste, so auch Fountains Abbey.
Auch wenn es heute nur noch Ruinen sind, bekommt man doch einen sehr guten Eindruck von der Größe des ehemaligen Klosters.
Anschließend ging es weiter in Richtung Middleham. Der Ort versprach eine interessantes Castle. Der Weg dort hin machte schon mehr Spaß, da die Straßen doch etwas anspruchsvoller wurden. Schmale Straßen, kleine Hügel fühlten sich an wie Berg- und Talfahrten, mitunter mit bis zu 20% Steigung/Gefälle. Aber von Thorsten weiß ich, da geht wohl noch mehr.
Auch die Landschaft änderte sich merklich gegenüber den Eindrücken der letzten Tage. Teilweise Heidecharakter, hügeliger und überall weite Wiesen mit Schafen und noch mehr Schafen, mitunter mal ein paar Kühe. Die Landschaft in Nord-Yorkshire entspricht ein wenig mehr der Landschaft, die ich mit England verbinde.
Das Middleham-Castle ist schon eine wuchtige Ruine. Sie wurde 1190 erbaut und die Ruinen zeigten sie noch heute als sehr wehrhafte Burg. Natürlich hatte diese Burg auch großen Einfluss auf die politische Entwicklung in England im 14. und 15. Jahrhundert. Manchmal stellt sich schon die Frage, welche Burg in England hat das eigentlich nicht ;-).
Nachdem wir unsere Vorräte aufgefüllt hatten, suchten wir uns einen CP. Mitunter muss man schon genauer hinschauen, da es doch einige Plätze gibt, die Zelten nicht anbieten. Auf dem Patz heute, in der Nähe von Richmond, überraschte uns der Platzwart mit einer eigenen Preisfindung. Er stufte uns als Backpacker ein.
Naja, wie Wandersleute sehen wir nun nicht aus. War aber billiger als Mopeds mit Zelt. Auf dem Platz gestern war es ähnlich. Dort sollten wir 25 Pfund bezahlen, aber die Dame an der Rezeption meinte 15 Pfund seien genug.
Am Abend zog noch ein kleiner Regenschauer über den Zeltplatz und es wurde doch merklich kühler. Die Zeit der dicken Jacken bricht heran ?⛄️.