Kurztrip Südnorwegen

05.09.23 – Fähre nach Stavanger

Es war eine spontane Idee mit unserem Camper einen Kurztrip nach Südnorwegen zu machen. Auslöser waren die Geschichten von Niels & Birte über ihre Lofoten-Reise und die Motorradtour von Thorsten & Tina mit Freunden durch Südnorwegen.

Noch ein wenig gewartet wie sich die norwegische Großwetterlage entwickelt und dann die Fähre von Hirtshals nach Stavanger gebucht. Für uns war dann Abfahrt am Dienstag, den 05.09.23, denn die Fähre war an diesem Tag für 20:00 Uhr gebucht. Die Fahrt bis Hirtshals kann nicht als beeindruckend gewertet werden. Einzig das hohe Verkehrsaufkommen bis hinter Aarhus hat uns etwas erstaunt, da wir die Autobahnen in Dänemark eher als leer in Erinnerung hatten.

Zeitig an der Fähre angekommen. Pünktlich startete die Verladung und 10 Minuten früher legte die Fähre in Hirtshals ab. Wir hatten eine Mini-Lux-Kabine gebucht. War ein wenig größer als die Standard-Kabinen, was mir gefiel, da ich nicht gleich überall anstoße 😉.

Nach dem sehr üppigen Commander-Buffet setzen wir uns noch in den Bar-Bereich. Hier spielte eine Live-Band eine bunte Mischung aus Country, Blues und Rock. Irgendwann waren dann doch die Augen müde und es ging ab in die Kabine.

06.09.23 – Ankunft Stavanger

Um 5:30 Uhr tönte der Bordlautsprecher in unsere Kabine und weckte uns unsanft aus unseren Träumen. Frisch gemacht, alles zusammengepackt und dann nochmals aufs Deck. Die Fähre steuerte schon den Anleger in Tjora an, den Fährhafen von Stavanger.

Das Entladen ging so flott, dass wir fast unseren Einsatz verpasst hätten 😆. Nachdem wir den Fährhafen hinter uns gelassen haben, suchten wir uns eine nette Bäckerei für ein kleines Frühstück. Unser nächstes Ziel war der Ort Avaldsnes. Kennen die meisten wahrscheinlich nicht, ist aber der geschichtsträchtigste Ort in ganz Norwegen. In dem Geschichtszentrum Nordvegen lernen wir sehr viel über die Geschichte Norwegens und die beginnt nun nicht mit den Wikingern. Über 3000 Jahre saßen Prinzen und Könige in Avaldsnes auf dem Thron und kontrollierten den Karmsundet, eine Schifffahrtsstraße in den Norden, den sogenannten Nordvegen, der schließlich Norwegen seinen Namen gegeben hat. Die Ausstellung bringt die lange Geschichte Norwegens, angefangen von den alten Mythen der nordischen Sagenwelt (erwähnt seien Odin und Thor) über das Christentum und letztendlich den Untergang der alten Königsresidenz durch die Entstehung der Hanse in eine durchaus sehens- und hörenswerte Darstellung zusammen.

Nach soviel Geschichte brauchen wir erstmal einen Kaffee. Also ab nach Haugesund in das nächste Cafe, bzw. die Bäckerei Naturbakst. Dort wird jedes Sandwich nach den Wünschen des Kunden gestaltet, angefangen von der Brötchen-Auswahl über Aufschnitt, Käse, usw. bis zur Soße, einfach lecker 😋. Anschließend bummelten wir noch ein wenig durch die Einkaufsstraße.

Unser Mini-CP Stuvik in Nedstrand
Unser Mini-CP Stuvik in Nedstrand

Von Haugesund ging es zu unserem (morgigen) Wanderziel in Hinderåvåg. Da der Ort keinen CP hat, ging es noch ein paar Kilometer weiter nach Nedstrand zum Stuvik Camping. Naja, Camping ist vielleicht etwas hochgegriffen. Eigentlich ist es ein Platz mit Dauercampern, der aber drei Plätze für Wohnmobile hat. Als wir ankamen waren wir Nummer zwei und gegen Abend kam noch Nummer drei. Damit war der Platz voll 😎. Rezeption gibt es nicht. Alles wird per Karte abgerechnet, sprich es gibt nur ein Kartenlesegerät und 4 Preise, WoMo ohne/mit Strom und Zelt ohne/mit Strom. Und zum Duschen nicht die Kreditkarte vergessen 🤣.

07.09.23 – Wandertag

Für heute war ein Wandertag geplant. Es sollte zum Himakånå gehen, wird auch als “Little Trolltunga” bezeichnet. Die insbesondere durch Instagram bekannte Trolltunga ist allerdings ein etwas anderes Wander-Kaliber, welches wir uns nicht zumuten. Daher die etwas kleinere Ausgabe.

Von unserem CP ging es gute 2 km an der Landstraße bis zum Einstieg in den Wanderweg zum Himakånå. Der Wanderweg entpuppte sich als Schotterpiste, zwar mit einigen Steigungen von über 20%, aber eher etwas eintönig. Dafür wurden wir aber immer wieder mit schönen Ausblicken auf die schroffe Fjord-Landschaft belohnt. Nach knapp zwei Stunden erreichten wir die kleine Trollzunge.

Natürlich gibt es zu dieser markanten Felsformation auch eine Sage. Danach ist der Felsvorsprung eine versteinerte Riesin, die den Menschen wohlgesonnen war, aber durch ein gebrochenes Versprechen versteinerte.

Die Sage der Himakånå
Die Sage der Himakånå

Der Ausblick auf den Fjord Lysevatnet und dem Ort Hindaråvåg ist schon traumhaft und lädt zum Verweilen ein. Zumal wir auch bombiges Sonnenwetter hatten. Aber wir wollten ja noch höher. Der nächste Aussichtspunkt war der Stølanuten, ein 577 m hoher Berg an dem Lysevatnet-Fjord. War der Weg zum Himakånå eine gepflegte Schotterstraße, so ging es zum Stølanuten auf einem schmalen Pfad über Stock und Stein und Bach. Nach über 3 Stunden und knapp 600 Höhenmetern erreichten wir den Gipfel unserer Wanderung. Auch hier trugen wir uns ins Gipfelbuch ein, ebenso wie am Himakånå.

Abendessen am CP Stuvik
Abendessen am CP Stuvik

In einer windgeschützten und sonnenbeschienen Ecke machten wir dann Vesper und gönnten unseren Beinen etwas Erholung. Von nun an ging es wieder abwärts. Der Weg zurück ging an Seen vorbei, durch sumpfige Heidelandschaften und trockene Bachläufe. Irgendwann endete unser Wanderweg direkt am Orteingang. Nach knapp 13 km und 5 ½ Std. kamen wir wieder an unserem Camper an. Da wir nur noch die einzigen Besucher waren, parken wir den Bus um, um einen ungestörten Blick auf die Bucht zu haben. Und mit diesem Blick schmeckte unser Abendessen mit Kartoffeln aus unserem heimischen Garten gleich doppelt so gut 😋.

08.09.23 – Fahrtag

Frühstück im September in Norwegen
Frühstück im September in Norwegen

Bei milden Wetter sassen wir gegen 8:30 Uhr im sommerlichen Outfit vor unserem Camper und frühstückten. Hätte ich bei der Planung der Tour für September auch nicht erwartet.

Unsere Route am 08.09.23
Unsere Route am 08.09.23

Für heute war die Fahrt zum Preikestolen Camping bei Jørpeland geplant. Der kurze Weg war über Stavanger. Wir wählten die etwas längere östliche Route über Erfjord. Es ging viel auf kleinen und kurvigen Straßen (mit den Mopeds hätten wir unseren Spaß) durch eine wechselhafte Landschaft. Mal ging es durch Birkenwälder, dann wieder durch grüne Wiesen, meist von Schafen “bewohnt” und manchmal war nur der nackte Fels zu sehen. Und immer wieder ging es an einem Fjord oder See vorbei.

Eine zeitlang fuhren wir auf einer ausgewiesenen Landschaftsroute. Die norwegischen Landschaftsrouten sind 18 ausgewählte Straßenabschnitte, die durch Landschaften mit einzigartigen Naturqualitäten führen. Sie sollen eine Alternative zu den Hauptverkehrsachsen bilden und dem Reisenden ein besonderes Erlebnis bieten. Unsere Route war die Ryfylke, ein Weg “entlang üppig bewachsener Fjorde und kahler Berge”. Wer mehr wissen möchte, schau hier.

Abendstimmung am Preikestolen-Camping
Abendstimmung am Preikestolen-Camping

Am Nachmittag kamen wir am Preikestolen Camping an. Auf der großen Anlage verloren sich die ein bis zwei Dutzend WoMos. Gegen Abend kamen noch mehr, aber von voll kann überhaupt nicht gesprochen werden. Am Preis für den Stellplatz haben mich die 120 NOK (gut 10 Euro) für den Stromanschluss verwundert. In einem Land, das nicht weiß wohin mit ihrem Strom, war es schon ein Stirnrunzeln wert.

Bei unserer Abendrunde über den Platz bot die Sonne noch einen netten Auftritt, der uns für unsere morgige Wanderung zum Preikestolen einstimmte.

09.09.23 – Hiking in a queue

Etwas zeitiger als sonst absolvierten wir unser morgendliches Programm. Zum Schluss gleich die Wanderklamotten angezogen und ab um Preikestolen-Parkplatz. 250 NOK (knapp 22 Euro) Parkgebühr waren nun auch nicht gerade ein Schnapper, aber Alternativen boten sich nicht. Und der Platz war schon kurz nach 9 Uhr gut gefüllt. Unsere Hoffnung auf doch etwas weniger Wandersleute trübte sich ein.

Vom Parkplatz schwenkten wir auf den gut ausgeschilderten Wanderweg ein. Die ersten Meter mit einer Steigung von 20% brachten unsere müden Beine auch gleich mal auf Trap. Der Wanderweg ist sehr gut erschlossen. In vielen Anschnitten sind Treppen aus Felsgestein aufgeschichtet worden und in den sumpfigen Bereichen bieten Bohlenpfade einen sicheren Tritt.

Wie schon auf dem Parkplatz vermutet, zog sich eine lange Schlange von Wanderern wie ein Lindwurm den Berg empor. Und wer da alles emporschnaufte. Die sportlichen Bros, die wissen wollen wie schnell man es schaffen kann. Bei anderen waren wir uns nicht sicher ob die überhaupt oben ankommen. Für andere war es eine Instagram-Show, aber für die meisten war es eine schöne Wanderung zu einem besonderen Naturschauspiel.

Im oberen Teil wurden die Wege merklich schmaler und über Holztreppen kletterten wir über unwegsame Felsspalten. Die letzten Meter ging es quasi an der Kante zum Preikestolen. Rechts eine Felswand und links ging es steil abwärts Richtung Lysefjord. Noch ein paar Schritte und die Felskanzel war zu sehen. Das Plateau hat eine Größe von 25 x 25 Meter und fällt 604 Meter senkrecht in den Lysefjord. Eine Stelle ist für Selfies sehr begehrt und entsprechend lang war die Warteschlange. In Vordergrund ist eine Spitze der Felsenkanzel und im Hintergrund ist der Lysefjord zu sehen.

Nach eine Vesperpause und dem Bestaunen des munteren Treibens auf diesen Granitfelsen, ging es an den Abstieg. Uns erschien es so, als ob der Wandererstrom noch stärker geworden ist. An einigen Stellen mussten wir länger warten bis ganze Gruppen durch waren. Wenn man die Sprachen so hört, hat man den Eindruck, aus allen Ecken Europas und auch weiter entfernten Teilen der Welt kommen die Menschen hierher und kraxeln den Berg hinauf. Nach unserer Wander-App Komoot haben wir 2:57 Std. für die 8,8 km und 360 Höhenmeter vom Parkplatz aus gebraucht.

Fußbad in der Nordsee bei Brusand
Fußbad in der Nordsee bei Brusand

Wir hatten uns entschlossen nicht länger am CP Preikestolen zu bleiben, sondern an die Westküste zu fahren und mal zu schauen was wir von der Nordsee zu sehen bekommen. Dafür wählten wir eine der schon erwähnten Landschaftsrouten. Es wurde die Jæren-Route, auch Hoher Himmel genannt. Sie führt durch eine interessante Küstenlandschaft, die sehr stark mit ihren Sandstränden, Dünen und weiten Feldern an Dänemark erinnert. Bei Brusand erreichten wir dann den CP unserer Wahl. Direkt in den Dünen mit dem Meer in Hörweite. Ein Fußbad in der Nordsee war natürlich obligatorisch.

10.09.23 – Trollpikken und Kolbolten

Für unsere erste heutige Wanderung sollte es zu einer besonderen Felsformation gehen, dem Trollpikken. Die Felsformation liegt nahe Egersund und wir haben uns zu einer Rundwanderung von knapp 6 km und ca. 160 Höhenmeter aufgemacht. Nach einem kleinen Stück Schotterweg ging es n die felsige Landschaft. Der Weg ist gut gekennzeichnet und war am Anfang eher einfach, später wurde es etwas anspruchsvoller.

Ziel erreicht, der Trollpikken
Ziel erreicht, der Trollpikken

Unser nächster Halt wird der Jøssingfjord. Bekannt ist der Fjord durch einen Vorfall im zweiten Weltkrieg. Das deutsche Versorgungsschiff “Altmark” wurde 1940 von britischen Soldaten geentert und löste damit einen internationalen Zwischenfall aus, in dem Norwegens Neutralität in Frage gestellt wurde.

Für uns ging es aber nicht um diese Geschichte, sondern wir wollten zum Kolbolten. Vom Parkplatz am Fjord, übrigens ein beliebter Motorradtreffpunkt und Aussichtspunkt, startete der Wanderweg. Mit zwei Kilometer bis zum Ziel und natürlich wieder zurück gingen wir von einer guten Stunde aus. Weit gefehlt, Schon nach den ersten hundert Metern war klar, die Wanderung wird eine andere Nummer. Ständig kletterten wir Felsen hoch oder rutschten sie wieder runter. Es war eine sehr anspruchsvolle Wanderung, mit einem hohen Anteil Kletterpassagen. Auch entwickelte sich nicht der Charme der Landschaft, wie es bei den anderen Wanderungen war. Auch hört man über lange Strecke das Dröhnen einer Fabrik auf der gegenüberliegenden Fjordseite. Ungestörte Natur ist was anderes. Nach knapp zwei Stunden waren wir wieder am Bus und waren fix und fertig. Als Fazit lässt sich sagen, es gibt schönere Wanderstrecken, aber wer Herausforderungen lieb, kommt bestimmt auf seine Kosten 😉.

Und da ist er, der Kolbolten
Und da ist er, der Kolbolten

Als Bleibe suchten wir den CP Egenes bei Flekkefjord auf. Ich kannte ihn von einer Mopedtour in 2021 und hatte ihn gut in Erinnerung. Allerdings ist die Saison schon zu Ende und hier war kein Mensch mehr. Den Platz konnten wir aber elektronisch buchen.

11.09.23 – Abschied

Da die Wetteraussichten für heute eher gemischt waren und eh unsere Rückfahrt für morgen geplant war, haben wir uns entschlossen heute Nachmittag die Fähre Kristiansand nach Hirtshals zu nehmen.

Es blieb aber noch genug Zeit für einen Besuch der Gemeinde Flekkefjord, einer Stadt mit knapp 10.000 Einwohner, die über den Fjord direkt mit der Nordsee verbunden ist. Was einem sofort im Stadtzentrum ins Auge springt, sind die strahlend weißen Holzhäuser. Sie haben ihren Ursprung im 17. Jahrh., als die Region in den Holzhandel mit den Niederländern einstieg. Heute lebt die Stadt von der Fischerei und wohl auch dem Tourismus. Zudem liegt sie an der E39, der Hauptverkehrsachse zwischen Kristiansand und Stavanger in Südnorwegen.

Sehr empfehlenswert, die Tollboden Bakeri
Sehr empfehlenswert, die Tollboden Bakeri

Im Ort endete unser Bummel aber gleich mal in der Tollboden Bakeri, da ein kräftiger Regen über die Stadt zog. Zugegeben, es gibt schlimmere Schicksale 😂. Nach Kaffee, Sandwich und Teilchen ging es noch durch die „weißen“ Straßen der Innenstadt. Und es gibt eine Reihe von Läden, die einen schon zum Verweilen einladen. 

Für uns kam aber die Zeit sich auf die besagte E39 zu begeben und entspannt nach Kristiansand zu fahren. Zeitig erreichten wir die Fähre, die, welch ein Zufall, dieselbe Fähre war, mit der wir von Hirtshals nach Stavanger unseren kleine Tour begonnen haben.

... und bis zum nächsten Mal, Norwegen
… und bis zum nächsten Mal, Norwegen

3 Kommentare zu “Kurztrip Südnorwegen

  1. Ach wie schön, hier an eurer Reise teilnehmen zu können und mit euren Museumshintergründen gleich wieder was gelernt. Viel Spaß morgen beim Weg zur kleinen Zunge – bei dem Wetter sicher ein toller Ausblick und ich bin schon auf eure sicher Insta-geeigneten Bilder gespannt.

  2. Sieht sehr schön aus😀, viel Spaß weiterhin und hoffentlich bleibt euch das Wetter so wohl gesonnen.🌞

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert