Irgendwie muss man die Zeit ja rumkriegen, also los, machen wir doch einen Tagesausflug. Problem ist nur, hier gibt es nicht so richtig viel, was man machen könnte, daher blieb eigentlich nur eine Sache in Schlagweite.
Die Fahrt in den Nationalpark Bialowieza war ganz schön. Ich hatte ja hinten drauf sitzend jede Menge Zeit zum Schauen. Nach einigem Hin- und Herfahren in Bialistok, das Navi ist bei Hermann auch nicht kooperationbereiter als bei mir, fuhren wir aus der Stadtgebiet. Waren wir die ersten 10 km noch von Kiefernwald umgeben, öffnete sich die Landschaft anschließend. Große Grün-und Wiesenflächen wechselten sich ab mit den zum größten Teil schon gemähten Kornfeldern, auf denen noch das Stroh zum Trocknen lag. Kaum eine grüne Fläche ohne Störche. Überall sieht man ihre Nester, teils besetzt, teils grade leer auf Masten, Pfählen und Schornsteinen. Viele sind unterwegs bei der Futtersuche, manchmal ganze Familien, denn die Jungvögel sind inzwischen flügge geworden. Bei Kuhweiden ist klar, die großen schwarz-weißen Flecken sind Kühe, die kleinen sind Störche. Kleine Baumgruppen und Wäldchen unterbrechen immer wieder die Weite und wir kommen durch viele kleine Ortschaften.
Dann ändert sich das Bild und die Kornfelder und Wiesen werden von großen Maisfeldern abgelöst. Die Straße wird kleiner und schlechter bis wir durch das Städtchen Hajnowka fahren. Dort wurde schon viel gemacht. Es gibt ein modernes Einkaufszentrum, Schmuck an den Straßen und viele Einfamilienhäuser um den Stadtkern herum. Dort ist die Einfahrt in den Nationalpark. Jetzt säumt wieder Wald die wieder gute Straße, allerdings ist es jetzt Mischwald. So geht es weiter die letzten 18 km bis Bialowieza. Dort soll es hin zur Grenze nach Weißrussland noch richtigen Urwald geben und natürlich die größte freigebende Wisentherde Europas. Werden wir aber beides nicht sehen können, da das einen mehrere Stunden dauernden Fußmarsch mit Führer erfordert und das geht nur, wenn man dort übernachtet.
Also mal kurz die Touribuden gecheckt und nach einem Kaltgetränk, es sind beste Temperaturen um 29 Grad, wieder den Rückweg angetreten.
Wir haben dann noch einen Zwischenstopp am Wildgehege eingelegt, um wenigstens noch einen Blick auf die dortigen Tiere zu werfen. Hermann nur unter der Androhung, dass es keinen Aufkleber für den Koffer gäbe, wenn wir die Tiere nicht gesehen hätten, zu einem Rundgang zu bewegen. Aufkleber gab es trotzdem nicht, alles nur Magnete ??.
Für den Rückweg nahmen wir hinter Hajnowka die kürzere 685, wurden aber schon nach ein paar hundert Metern von einer Baustelle ausgebremst. Getreu dem polnischen Motto, man fährt überall, wo es geht, ignorierten wir das Durchfahrverbot und konnten in aller Ruhe bestimmt noch 12 km weiterfahren. Dann müssten wir allerdings abbiegen auf kleinere Straßen.
Wir kamen durch viele kleine Orte. Die meisten Häuser sind klein und aus Holz. Alles wirkt weder herausgeputzt, noch verfallen. Nur wenige Häuser stehen leer. Vor den meisten Zäunen steht eine Bank und auf vielen dieser Bänke sitzen Leute und schauen, wer denn da so vorbei kommt.
Für mich ist das hier das Land der großen Kirchen. Ob orthodox oder katholisch, in der Regel sind sie alle groß und auffällig, dabei aber sehr unterschiedlich in ihrem Stil. Und es ist auffällig, das die Kirchen immer gut gepflegt sind. Die Orte wirken nicht heruntergekommen, obwohl viele Häuser einen neuen Anstrich nötig hätten, aber die Kirchen erstrahlen immer in neuem Glanz.
Heute Abend waren wir dann wieder zum Essen am Festivalplatz. Das ist aber jetzt vorbei. Mal sehen wie unser Eindruck morgen ist.